07.08.2023 – Radiokolleg – Ö1 – Ute Maurnböck-Mosser — – Details
Alice Schalek
Artikel zu kunstsinnigen Themen oder über die richtige Haushaltsführung waren ihre Sache nicht. Stattdessen reiste die 1884 Geborene begeistert und unermüdlich zu jenen Orten, die andere mieden. «Reportagen von den Rändern der Moderne» hieß ein Band, in dem sie Frauen und ihre schwierigen Lebensbedingungen unter anderem in Indien oder Afrika porträtierte. — Auf das Thema der Frauenrechte fokussierte sie sich auch nach dem 1. Weltkrieg wieder, nachdem Karl Kraus sie als erste österreichische Kriegsberichterstatterin in Grund und Boden geschrieben hatte. Wegen ihrer teilweise euphorischen Beschreibungen der Kriegskämpfe, aber auch, weil sie Jüdin – und überhaupt eine journalistisch arbeitende Frau war: «Die Kriegsberichterstatterin. — Ein Weib an der Front? Ich muss mich verlesen haben! Was kann die nutzen? Oh, sie ist es gewohnt. Sie schaut zu, wie sie den Graben ausputzen».
Neben dem Schreiben war Alice Schalek auch als tatkräftige Unterstützerin von Wohltätigkeitsvereinen tätig, war Netzwerkerin für Frauen und engagierte sich in journalistischen Organisationen. Sie konvertierte vom Judentum zum Protestantismus. 1938 wurde sie von der Gestapo verhaften und floh während einer vorübergehenden Enthaftung nach New York. Zurück nach Wien kehrte sie aber nicht mehr.
2024 jährt sich ihr Geburtstag zum 150. Mal. Was bleibt, sind die scharfen Beobachtungen zu Gesellschaft und Frauenpolitik, tausende Bilder ihrer Reisen durch die ganze Welt – und schriftliche Kampfansagen an patriarchale Strukturen.
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