03.08.2023 – Studio 9: Clip – Deutschlandfunk Kultur – Korbinian Frenzel —
Stephan Detjen
(Wdh. v. 26.03.2019)
Um 1702 gründete der umtriebige Jurastudent Georg Philipp Telemann ein Collegium musicum in Leipzig. Zeitweise zählte es 40 Mitglieder, die sich regelmäßig zum Musizieren zusammenfanden. Ein zweites studentisches Ensemble etablierte sich 1708 unter der Leitung von Johann Friedrich Fasch. Seitdem waren jene Musiziervereinigungen aus dem Leipziger Musikleben nicht mehr wegzudenken; sie gehörten zum kulturellen Image der Stadt. Im März 1729 übernahm Johann Sebastian Bach eines der beiden Collegia und entfaltete mit den Musikern sogleich eine rege Konzerttätigkeit. Neben den «ordinairen» Konzerten (zur Winterzeit im Kaffeehaus Gottfried Zimmermanns, in den Sommermonaten in einem seiner Kaffeegärten außerhalb der Stadtmauern) gab es auch «extraordinaire» Veranstaltungen zu öffentlichen Anlässen, etwa zu Geburts- oder Namenstagen der kursächsischen Herrscherfamilie oder anderer honoriger Persönlichkeiten. Die Mitwirkung im Collegium musicum eröffnete Bachs Schülern und älteren Söhnen ein reiches Betätigungsfeld, denn sie durften sich mit eigenen Kompositionen der Öffentlichkeit präsentieren. Mit zunehmendem Alter war der Thomaskantor möglicherweise überfordert oder auch nicht mehr willens, wöchentlich ein- bis zweimal in den Lokalitäten Zimmermanns zu musizieren oder großangelegte Freiluftmusiken zu organisieren. Er gab die Leitung des Collegiums Anfang der 1740er-Jahre an seinen Schüler Carl Gotthelf Gerlach ab.
SK-reko-23