Sternzeit 29. Juli 2023 / Die Erde schraubt sich durch die Milchstraße

29.07.2023SternzeitDeutschlandfunkDirk Lorenzen —   –  Details

Jan Faktor

«Obwohl ich eher ein heiterer Mensch bin, gilt bei mir als große Musik nur die tragische» — Selten ging ein Gastmoderator dieser Sendung so akribisch vorbereitet ins Studio. Jan Faktor, so viel wird klar, überlässt Sprache ungern dem Zufall. Er arbeitete als Kindergärtner und Schlosser, aber im Kern ist er ein Silbenkomponist.

 

1951 wurde Jan Faktor in Prag geboren. Mit Mitte 20 zog er nach Ostberlin, wo er eines Tages eine fantastische Entdeckung machte: das «Rückläufige Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache», für ihn ein nie versiegender Inspirationsquell für seine Lautpoesie. Bis zum Mauerfall durchstreifte Faktor fast ausschließlich die inoffizielle Literaturszene. Schon damals ist sein Stil verspielt und experimentell. Und schließlich gelangte er doch zur Prosa: Sein jüngster Roman «Trottel» stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 und erhielt den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis des Deutschlandfunks. Die frech funkelnde Geschichte ist autobiografisch gefärbt, wenn sie vom Leben in Prag und Ostberlin erzählt, aber bezeugt auch tieftraurig den Suizid von Faktors Sohn. Die Kunst des Kontrapunkts scheint der Schriftsteller auch in der Musik zu suchen. Seelenverwandtschaft spürt er nicht nur zu Bach und Bartók, sondern auch zu einer umstrittenen deutschen Hard-Rock-Band. — Er überlässt Sprache ungern dem Zufall. Jan Faktor arbeitete als Kindergärtner und Schlosser, aber im Kern ist er ein Silbenkomponist. Seelenverwandtschaft spürt er zu Bach und Bartók und überhaupt zur Kunst des Kontrapunkts. — Faktors jüngster Roman «Trottel» stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 und erhielt den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis des Deutschlandfunk.

 
 

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