Gut abgehangene Coolness / Mick Jaggers Männlichkeit

26.07.2023Newstaz onlineJenni Zylka —   –  Details

Mick Jagger

Narzisstischer Frontmann, androgynes Sexsymbol, genialer Songschreiber: Mick Jagger bleibt schwer lesbar – und einzigartig. Eine Würdigung.

 

— — Im Herbst 1963 besuchte David Bowie eine Little-Richard-Show. Als eine von vielen Vorbands spielten die Rolling Stones, unbekannte, dürre weiße Jungs, kaum älter als der damals 16-Jährige. Doch «in meinem ganzen Leben hatte ich noch nie etwas so Rebellisches gesehen», erinnerte sich Bowie später in einem Interview: «Lasst euch die Haare schneiden!», habe ein Mann gerufen. «What – and look like you?!», habe Mick verächtlich gekontert – und sowohl Bowie als auch den Rest des Publikums mit juveniler Coolness umgehauen. — Dass Coolness einst die Hauptingredienz des Rock ›n› Roll war, ist fast in Vergessenheit geraten. Es geht inzwischen um (vermeintliche) Authentizität, darum, das Innere nach außen zu kehren. Aber Sir Mick Jagger, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, gab sich stets eher enigmatisch als authentisch – er bleibt schwer zu lesen. — Im Jahr 1967 traf der britische Fotograf Cecil Beaton, dessen glamouröse Porträts die Kunst seit den 20er Jahren bereicherten, auf die Rolling Stones. Und befand den Stones-Frontmann als «hässlich und hübsch, maskulin und feminin, sexy aber geschlechtslos gleichzeitig». Dennoch, oder eher darum wurden Jagger stets Liebesaffären mit Frauen und Männern nachgesagt, vor allem Erstere seien angeblich oft am sexistischen Arschlochtum des Briten gescheitert. (…)

 
 

SK-reko-23