«Ich schäme mich»: Die russischen Kriegsgefangenen in der Ukraine stecken zwischen zwei Welten fest

25.07.2023NewsNZZDavid Vogel, Marlen Oehler —   –  Details

russische Kriegsgefangene

Im wichtigsten Gefangenenlager zeigen die Ukrainer, dass sie ihre Feinde menschenwürdig behandeln. Trostlos ist die Lage der Russen trotzdem, die Heimkehr ersehnen und fürchten sie. — Durch eine schwere Eisentür betreten die russischen Kriegsgefangenen den Hof. Sie stellen sich in Viererreihen auf, die Gesichter ausdruckslos, die Augen auf den Boden gerichtet, die blauen Käppis tief in die Stirn gezogen. So entgehen sie den neugierigen Blicken der anwesenden Journalisten. Deren Kameras klicken nur wenige Meter entfernt. Als der letzte der 43 kahlrasierten Männer in Sträflingskleidung bereitsteht, fällt die Tür ins Schloss. Das Funkgerät des Wärters knackt, und er gibt den Befehl zum Abmarsch in die Kantine. Dort wartet das Mittagessen: selbstgebackenes Brot, Vinaigrette-Salat mit Öl, klare Suppe mit Kartoffeln und Griess, Buchweizen-Kascha und Kompott zum Dessert. Die gefangenen Soldaten löffeln ihr blitzblankes Metall-Geschirr rasch und grösstenteils schweigend aus. Am Ende steht jede Tischgruppe auf und skandiert: «Danke fürs Mittagessen!»

 
 

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