Fennesz & Rehberg : The 1990ies in Zeit-Ton

20.07.2023Zeit-TonÖ1Christian Scheib —   –  Details

Christian Fennesz

Christian Fennesz und Peter Rehberg aka Pita als Gallionsfiguren musikalischer Aufbrüche in Zeit-Ton — Am 2. Juni 1993 ging die erste «Zeit-Ton»-Sendung on air. Wir tauchen in diesem Jubiläumsjahr in unregelmäßigen Abständen hinab in unser reiches «Zeit-Ton»-Archiv, um Ihnen Sendungen zu präsentieren, die uns ganz besonders hell in Erinnerung geblieben sind, so auch heute. — Die experimentelle musikalische Welt Wiens scheint zu brodeln Mitte/Ende der 1990er Jahre. Das Label mego macht von sich reden, in langen mego-Nächten treten wilde Mischungen der beteiligten Musiker auf. Langsam schält sich heraus, dass die Musiker Peter Rehberg und Christian Fennesz, so unterschiedlich sie auch denken, fühlen und arbeiten, Kraftzentren dieser Aufbrüche sind. Und in der Ö1 Welt zwischen ORF musikprotokoll im steirischen herbst und der täglichen Sendereihe «Zeit-Ton» poppt das natürlich auch alles auf. — 1997 erscheint das erste Solo-Album von Christian Fennesz mit dem Titel «Hotel Paral.lel». Das führt zum ersten längeren Auftritt von Fennesz im «Zeit-Ton». Im Jahr darauf, also Oktober 1998, sind sie dann schon alle beim musikprotokoll in Graz auf der Bühne. Das Orchester 33 1/3 von und mit Kurzmann und Fennesz tritt auf, aber auch ein Trio, das im Nachhinein wie eine personelle Variation des legendären Fenn O›Berg Trio wirkt, nämlich Jim O›Rourke, Peter Rehberg und Ramon Bauer.

 

Der Auftritt enthält vieles von dem, für das die Musik von und mit und rund um Peter Rehberg (und in Variationen auch Fennesz) damals bekannt war: Sie ist noisig und fragmentiert, sie kann zwischendurch hypnotische Intensität annehmen, die dann aber gleich wieder gebrochen wird, es gibt Momente, in denen man einem dezenten Kitschanflug auch nicht abhold ist, und die improvisierte Musik scheint durchwegs wie aus sich selbst heraus ihre überraschende Form und Dramaturgie zu gewinnen. — Nach dem Konzert gehe ich zu Peter Rehberg und frage ihn, ob er Lust hätte, aus dem Mitschnitt dieses Auftritts selbst eine Version abzumischen, die wir dann auf die Dokumentations-CD dieses musikprotokolls geben könnten. «Sure» antwortet der gerne mal lapidar seiende Peter Rehberg, «I›ll send it to you. How long should it be?». So ungefähr 20 Minuten sage ich, was immer Dir halt musikalisch sinnvoll vorkommt. Und tatsächlich kommt bald darauf Post. Und diese Version hat ein paar Überraschungen parat. Erstens ist das Stück nicht «ungefähr zwanzig Minuten» lang, sondern auf die Sekunde genau 20 Minuten und null Sekunden. Als hätte ich nicht ein Musikstück, sondern Meterware bestellt. Ein typischer, knochentrocken ironischer Rehberg-move. Und zweitens findet sich die Stückansage, die ja eigentlich überhaupt nicht darauf hätte sein sollen, nicht vor dem Stück, sondern mitten im Stück nach mehreren Minuten. Und dann auch noch völlig dekonstruiert. Und analog dazu ist auch der Applaus nicht nach dem Stück, sondern irgendwo mittendrin hineingemischt.

 
 

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