08.07.2023 – le week-end – Ö1 – Elke Tschaikner und Christian Scheib — – Details
Nikolaus Harnoncourt
Heute in «le week-end»: Zwei Schallplatten aus den Jahren 1966/1967. Zwei Schallplatten, deren Absicht und deren Zustandekommen wesentlich von zwei Männern und natürlich deren begeisterungsfähigem Umfeld geprägt wurde. Nikolaus Harnoncourt ist mit seiner Frau Alice als Konzertmeisterin und den Musikern des «Concentus Musicus» auf der Suche nach dem österreichischen Barock in der Musik und entdeckt dabei Komponisten, die damals, Mitte der 60er Jahre, gänzlich von der Bildfläche der Aufmerksamkeit verschwunden waren, Komponisten wie eben Georg Muffat oder Johann Heinrich Schmelzer und dessen Schüler Heinrich Ignaz Franz Biber. 1966 erscheint jene Platte mit Musik von Muffat und Biber, die wir heute hören. — Zur selben Zeit ist in Kalifornien ein anderer von seiner Musikvision Getriebener am Werk, der Beach Boys Mastermind Brian Wilson gemeinsam mit seinen Brüdern und Freunden. 1966 basteln sie wie manisch an nichts Weniger als einer imaginierten Zukunft kalifornischen Songwritings an der Grenze zum Musiktheatralischen. Und sie scheitern grandios. Das anvisierte Album «Smile» wird nicht fertiggestellt, stattdessen kommt 1967 dann ein circa halbstündiges Rumpfalbum auf den Markt. — Einer der schrägsten Songs auf dieser dann «Smiley Smile» genannten Platte heißt «Vegetables». Oder besser «Vege-Tables». Die Beach Boys singen – zumindest vorgeblich – von ihren bevorzugten Gemüsen. Und es zahlt sich aus, genau hinzuhören, wie im südkalifornischen Männergesang aus den «Vege-tables» klammheimlich «Table-Vege» werden, wie diese Nummer minutiös aus allen möglichen Geräuschen gebastelt ist, von blubbernden Flaschen bis zum Beißen in Karotten. — Eine der Legenden aus der Entstehungsgeschichte von Smile besagt ja, dass Paul McCartney bei einem Besuch im Studio der Beach Boys einer der Karottenbeißer gewesen sein soll. Die Legende sagt aber auch, dass McCartneys Beißgeräusche es nicht in die endgültige Fassung geschafft haben. Als Brian Wilson und Van Dyke Parks als Textdichter den Surrealismus in ihren Pop holten: «I love you most of all, my favourite vege-table.»
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