05.07.2023 – News – Berliner Zeitung – Sebastian Fischer — – Details
Anohni Hegarty
Anohni zeigt sich wieder mit dunklen, aber auch sanften Tönen. Nach ihrem Elektro-Solo-Ausflug gibt es ein neues Album unter dem Bandnamen Anohni and the Joh… — Als im Jahr 2000 das selbstbetitelte Debütalbum «Antony and the Johnsons» erscheint, übertreffen sich die Loblieder. Zu Songs wie «Cripple and the Starfish», eine Hymne über eine blinde und dysfunktionale Liebe, soll US-Songwriter Lou Reed geschwärmt haben: Beim Hören fühle er die Gegenwart eines Engels. — Die Gewalt hinter diesem einzigartigen Sound ist Gesamtkunstwerk und Transgender Anohni, die mit ihrer sinnlichen und fließenden Stimme eine allumfassende Traurigkeit in sich trägt. Über die Jahre wird sie zudem nicht müde, mit ihrer Musik politische, soziale und emotionale Verpflichtungen anzumahnen. — Zum ersten Mal seit 2010 wird nun wieder der Bandname Anohni and the Johnsons aufgegriffen. Am Freitag (7. Juli) erscheint mit «My Back Was a Bridge For You To Cross» deren neues Studioalbum. Der Titel (sinngemäß: «Mein Rücken war eine Brücke für dich») zeigt: Hier geht es nicht etwa um das Pathos, auf den Schultern irgendwelcher Riesen zu stehen, sondern unter anderem darum, wie frühere Wegbereiter still und leise litten, damit es nachfolgende Generationen besser haben. — Marsha P. Johnson auf dem Cover — Das Album-Cover ziert denn auch ein Foto der Gay-Aktivistin und Dragqueen Marsha P. Johnson aus den 1970er Jahren, der zu Ehren sich die Band Anohni and the Johnsons benannt hat. Die Aktivistin widmete ihr Leben der Befreiung queerer Menschen und Transgender. Wenige Tage, nachdem Anohni sie kennengelernt hatte, wurde sie 1992 unter mysteriösen Umständen tot im New Yorker Hudson River gefunden.
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Dass die zweite Hälfte der zehn Songs auf dem Album im Vergleich zur ersten noch simpler und weniger experimentell gestaltet ist, tut der Platte keinen Abbruch. Denn Anohnis sanftes Lamento in Tracks wie «It’s My Fault» oder «Why Am I Alive Now?» erdet gewaltig. — Sie wolle einen Soundtrack liefern, der Menschen in ihren Träumen und Entscheidungen bestärken könne, sagt Anohni. Anderen das Gefühl zu geben, weniger allein zu sein. Und so endet bei all der Düsternis die Platte dann doch mit einem Hoffnungsschimmer: Die letzten Verse «You / Be free for me» («Du, sei frei für mich») hallen nach
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