05.07.2023 – News – Berliner Zeitung – Ingeborg Ruthe — – Details
Bridget Riley
Die „Wall Works“ der englischen Altmeisterin der Abstraktion in der Berliner Galerie Hetzler an der Potsdamer Straße. — Sie lässt es 13 schlagen, die große alte Lady der abstrakten Malerei. In der riesigen einstigen Druckereihalle, die der Galerist Max Hetzler vor bald zwei Jahren als vierten Berliner Standort bezog, füllen auf zwei Etagen genau 13 «Wall Works» der Engländerin Bridget Riley den für noch fassbare Kunst vermeintlich eher überdimensionierten Raum. Ihr Opus Magnum, gemalt seit den Jahren 1983 bis zum Spätwerk 2023. Fast unglaublich für eine 92-Jährige! — Und nichts von diesen Formen und Farben wirkt verloren darin. Der Raum gibt einen schier unendlichen Grund für Bilder – ohne konkrete Handlung, ohne Anfang und Ende. Für Riley will die moderne Malerei uns Betrachter dazu bringen, noch einmal sehen zu lernen und uns körperlich selbst wiederzufinden. Wir sollen uns davon überzeugen, dass das, was schlechthin als «realistisch» erscheint, in der Malerei eher ein Missverständnis ist. Malerei ist nicht das Abbild der Wirklichkeit. Ihr Vokabular ist eine Übersetzung – in Formen und Farben, die schwerelos durch Raum und Zeit reisen, schweben, purzeln, haltlos trudeln. — Sie legt es immer wieder darauf an, dass wir Betrachter ihre Malerei physisch wahrnehmen. Es ist die bisher umfassendste Retrospektive der Wandmalereien der 1931 geborenen Londonerin, deren Formen und Farben so zeitlos jugendlich sind, dass sie unsere Sinne in Schwingungen versetzen, nicht irritierend, sondern beglückend. Dieser Malerin, die sich intensiv mit den französischen Impressionisten, mit den sich in flirrenden Punkten im Licht auflösenden Motiven Seurats und dem Stakkato der «Kommas» van Goghs befasst hat, geht es ums «reine Sehen» und meditative Wirkung der Bilder.
SK-