06.10.2021 – News – Deutschlandfunk – Hartmut Goege — – Details
Audrey Hepburn
Ein Bild, das sich vielen Cineasten eingebrannt hat: Audrey Hepburn steht als zierliches Party-Girl Holly Golightly im schwarzen Givenchy-Abendkleid frühmorgens in der New Yorker Fifth Avenue vor der Marmor-Fassade des Nobel-Juweliers Tiffany. Während sie an einem Coffee to go nippt und durch ihre übergroße Sonnenbrille sehnsüchtig die Schmuck-Auslagen betrachtet, wird sie nur begleitet von Henry Mancinis melancholischem Titel-Soundtrack «Moon River». So beginnt einer der unumstrittenen Klassiker des «romantischen» Hollywood-Kinos.
Von Hollywoods prüden Sittenwächtern zensiert — Als «Frühstück bei Tiffany» am 6. Oktober 1961 in den amerikanischen Kinos begeistert aufgenommen wurde, war einer mit der Umsetzung des Kurz-Romans von Truman Capote nicht einverstanden: Capote selbst. Als bizarrer Mittelpunkt der snobistischen New Yorker High Society hatte er in seiner Buch-Vorlage satirische Einblicke in diese dekadent-feierwütige Schickeria geliefert. Im Film sah er davon nur noch wenig. Die Produzenten hatten sich den prüden Sittenwächtern des Hollywood-Kinos unterwerfen müssen. Für den jungen Regisseur Blake Edwards aber war der Film ein Karrieresprung: — «Ich habe das Drehbuch geliebt. Um diesen Film machen zu können, wäre ich auch über den Walk of Fame gekrochen. Das ist einfach eine große Chance für mich gewesen.» — Besuche bei Tiffany als Antidepressivum — Edwards und sein Drehbuchautor entschärften alles, was zu anrüchig war. Kleine Anspielungen blieben: Aus dem leichten Escort-Mädchen, das sich ihre Dienste bezahlen lässt, wird das liebenswerte Party-Girl Holly, das von gutsituierten Herren für die Toiletten-Benutzung in ihrer Wohnung gerne 50 Dollar nimmt. Aus dem schwulen nachbarlichen Freund wird der heterosexuelle, erfolglose Schriftsteller Paul, der sich in sie verliebt und dem sie bald anvertraut, dass nur Besuche bei Tiffany ihre Depressionen lindern: — «Ist es nicht fantastisch. Verstehst Du, dass ich immer das Gefühl habe, dass mir hier nie etwas Böses passieren kann. Nicht, dass ich mir was aus Schmuck mache. Höchstens aus Brillanten natürlich.» — Eine Aufstiegsgeschichte — Und auch, wenn sie sich zu Paul hingezogen fühlt, ordnet Holly, die aus armen Verhältnissen stammt, doch alles dem Ziel unter, einen reichen Mann zu finden: «Das verstehst Du nicht, Schätzelchen, übermorgen bin ich schon die Frau des zukünftigen Präsidenten von Brasilien.»
SK-