26.06.2023 – Radiokolleg – Ö1 – Stefan Niederwieser — – Details
Beach Boys
Wasser spendet Leben und Wasser nimmt es. Popmusik spiegelt dabei die vielen Facetten dessen, wie sich Menschen zu Wasser verhalten, dazu zählen Fernweh und Freizeit, Fluten und Katastrophen, Trauma und Therapie, Atlantis und Utopia. Dieses Radiokolleg ist reif für die Insel. — Wasser verspricht endlosen Sommer, Fernweh ist ein Dauerthema in internationaler und österreichischer Popmusik. Man träumt von der Insel, von süßem Nichtstun oder von besseren Zeiten. Mal geht es auf nach Venedig, an die Adria oder an die Strada del Sole, nach Palermo, nach Lissabon oder nach Antananarivo, man schwimmt, surft und segelt, um alle Probleme hinter sich zu lassen. — Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Südsee schnell zum Sehnsuchtsort für viele US-Amerikaner. Die Exotismus-Welle erreichte ihren Höhepunkt, als Hawaii 1959 offiziell zum fünfzigsten Bundesstaat der Vereinigten Staaten wurde. Unter Tiki-Kultur wurde alles zusammengefasst, was zwischen kitschigen Bars, Vergnügungsparks und exotischen Liedern Platz findet. Dick Dale veranstaltete in Kalifornien dann Anfang der 1960er sogenannte Stomps. Sie gelten heute als Keimzelle von Surf-Musik wie auch dem filmischen Genre der Beach Parties. Die Beach Boys verdankten dieser Freizeitkultur ihre ersten Hits. Mittlerweile gaben die USA als westliche Weltmacht vielfach den Takt vor. Doch nicht nur Urlaub am Strand wurde für viele Menschen erschwinglich. Yacht Rock – ein Begriff der erst später divergente Musik zusammenfasst – hat mit den ruinösen Sounds, die Mitte der 1970er aus New York kommen, mit Punk oder Disco wenig gemein, sondern schafft eine anschmiegsame Midtempo-Gegenwelt zu den Problemen des Alltags, nicht selten für eine erodierende weiße Elite. Doch einige Lieder sind nur scheinbar sonnig, darunter – das sagt ein Protagonist – ist Düsternis und Morast.
SK-xxreko-23hehit