23.06.2023 – Round Midnight – NDR Kultur – Bert Noglik — – Details
Peter Brötzmann
Keine Enzyklopädie des Jazz kommt ohne ihn aus. Peter Brötzmann hatte das, wovon andere nur reden: das Alleinstellungsmerkmal. Von Anfang an suchte er einen anderen Zugang zur Musik. Und er fand ihn, indem er unbeirrt einen eigenen Weg ging. — Brötzmann wurde zum radikalen Erneuerer und blieb dabei stets ein Bewunderer der afroamerikanischen Vorgänger, ohne der Versuchung zu erliegen, andere zu kopieren. Der Saxofonist und Klarinettist, der in Wuppertal Kunst studierte und auch als bildender Künstler arbeitete, schuf bereits mit seiner 1968 aufgenommenen Platte «Machine Gun» ein Manifest, dessen Konsequenz und Kompromisslosigkeit internationale Aufmerksamkeit hervorrief. — Auch wenn in seiner Musik Aufbegehren mitschwingt, so widerlegt er mit seinem Spiel doch die oft zum Klischee verfestigte Vorstellung eines musikalischen Bilderstürmers. Vehemenz bis zur totalen Verausgabung war ihm ebenso eigen wie ein innerhalb der von ihm selbst definierten Parameter hochdifferenziertes Ausdrucksspektrum. — Ein Mann mit Bart bläst in ein Saxofon © picture alliance Foto: Oliver Heisch — Peter Brötzmann beim 35. Internationalen New Jazz Festival in Moers.
Mit seinem Schaffen hat er Wegmarken im europäischen Jazz gesetzt und transatlantische Brücken geschlagen. In jüngster Zeit fand er zu spannenden Dialogen mit der Pedal-Steel-Gitarristen Heather Leigh, und er überraschte mit «I Surrender Dear», einem tief emotionalen Balladenalbum. Peter Brötzmann starb am 22. Juni im Alter von 82 Jahren.
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