Auflösung der Gestaltungsprinzipien / Nachruf Freejazz-Pionier Peter Brötzmann

23.06.2023Newstaz onlineMaxi Broecking —   –  Details

Peter Brötzmann

Der Saxofonist Peter Brötzmann ist tot. Freejazz hat er hierzulande als eigenständige Kunstform gegen große Widerstände etabliert. Eine Verneigung. — Peter Brötzmann ist tot. Das zuletzt Befürchtete und unendlich Traurige ist eingetreten, der Initiator, kompromisslose Erneuerer und große Lyriker des europäischen Free Jazz ist – und man möchte es nicht, kann es nicht glauben – verstummt. Noch vor wenigen Tagen sagte Peter Brötzmann im Gespräch, er müsse sein Leben neu denken, da er aus gesundheitlichen Gründen absehbar nicht mehr in der Lage sei, zu spielen. — Und seine Bilder, Skulpturen, Zeichnungen und Holzschnitte seien immer in Wechselwirkung zur Musik entstanden. Das eine ohne das andere: undenkbar für den, der den freien Jazz in Deutschland und Europa, zuletzt mit seinem «Chicago Tentet» auch in den USA geprägt hat. Seine letzten Auftritte waren im November 2022 auf dem Berliner JazzFest und im Januar eine dreitägige Konzertreihe im Londoner Café Oto. — Geboren 1941 in Remscheid, spielte er als Autodidakt Klarinette und Saxofon in der Schule und in diversen Dixieland-Bands, bevor er mit 17 Jahren an die Werkkunstschule nach Wuppertal ging und in der Galerie Parnass Assistent des Fluxus-Künstlers Nam June Paik wurde. Prägend war auch die Begegnung mit dem US-Trompeter Don Cherry, der Brötzmann den Spitznamen «Machine Gun» gab, Titel seines gleichnamigen Albums von 1968, der ersten und bis heute bahnbrechendsten Aufnahme des europäischen Free Jazz.

 
 

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