Peter Brötzmann – Der explosive Klassiker des europäischen Jazz starb 82-jährig

23.06.2023NewsDer StandardLjubisa Tosic —   –  Details

Peter Brötzmann

Die Emanzipation des frei improvisierten Jazz begann in den USA – damals, 1960, als Altsaxofonist Ornette Coleman dem Stil mit der Einspielung Free Jazz den Namen gab. In dem Begriffspaar verbarg sich, jedoch nicht unbedingt bei Coleman, dem Konzeptualisten, nicht weniger als die expressive Pulverisierung musikalischer Rahmenbedingungen, die in der Szene folgen sollte. — Die harmonische Gebundenheit an ein tonales System wurde aufgegeben wie auch rhythmische Konventionen und die Rollenverteilung Solist/Begleiter. Kollektive Spontankommunikation im Geiste der Unmittelbarkeit erfasste auch etablierte Innovatoren wie Saxofonist John Coltrane. Dessen expressive Monologe zeigten ab Mitte der 1960er einen Improvisator in Grenzbereichen des Ausdrucks. — Diese Form der Ausdrucksentfesselung konsequent und radikal zum lebenslangen Spielprinzip erkoren zu haben oblag allerdings einem Grübler aus Deutschland. Peter Brötzmann, 1941 in Remscheid geboren, hob das «Power Play» mit der Einspielung Machine Gun zum Inbegriff einer unverwechselbar ruppigen Ästhetik, die auch den Zorn über die Verhältnisse in Deutschland in den 1960ern zu spiegeln schien. Die Kollegen aus den USA waren wichtige Impulsgeber. Brötzmann pflegte Kontakte zu Größen wie Eric Dolphy und Don Cherry, der ihm schließlich auch den Spitznamen «Machine Gun» verpasst hatte.

 
 

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