Aus dem Geist des Free Jazz / Musikbuchverlag Wolke

15.06.2023NewsNZZWolfgang Sandner —   –  Details

Peter Mischung

Peter Mischung hat schon immer die Bücher veröffentlicht, die er für wichtig hielt. Daraus ist ein immenser Beitrag zur Musikgeschichte und Theorie geworden. — Buchverleger müssen heute mehr denn je Mut haben. Musikbuchverleger müssen tollkühn und Jazzbuchverleger eigentlich verrückt sein, wenn auch nicht im pathologischen Sinne. Wie aber steht es mit Free-Jazz-Buchverlegern? Free-Was? Free Jazz! Die gibt es nicht, hat es nie gegeben, kann es gar nicht geben. Niemals. — Doch! Einen gibt es: Peter Mischung. In Hofheim am Rande des Taunus kämpft er seit mehr als vierzig Jahren darum, die Aufmerksamkeit vom Hauptstrom des Klanggeschehens auf die Ränder musikalischer Nischen zu lenken. — Auf den Saxophon-Berserker Peter Brötzmann und die Creative Music von Anthony Braxton, aber auch auf Mauricio Kagel und sein skurriles Hochzeitstagebuch, auf die Autobiographie des großen klassischen Pianisten Artur Schnabel, Ben Sidrans «Black Talk» über die Kultur der Schwarzen in Amerika oder die Briefe von Schostakowitsch an seinen Freund Iwan Sollertinski. — Mutiger Nischenkämpfer: Peter Mischung, der Gründer und Verleger des Wolke Verlags, in seinem Verlagsbüro in Hofheim.

 

Hessischer Verlagspreis für seine Bandbreite und Qualität — Jetzt hat man Peter Mischung und seinem Wolke Verlag den mit 20.000 Euro dotierten Hessischen Verlagspreis verliehen. Wirft man einen tieferen Blick auf das Programm des Verlags, kann man die Jury vollkommen verstehen. Peter Mischung habe «eindrucksvoll die große Bandbreite und hohe Qualität des verlegerischen Arbeitens in Hessen mit Publikationen gezeigt, die ein ungeheures Spek trum abdecken – mit großen Namen und ebenso Entdeckungen». Geehrt werde der Verlag «für die Qualität einzelner Titel und die schöne Gestaltung vieler Bände wie für sein konsequentes Programm». — Wer sich den Subtext hinzudenkt, kann ahnen, was das bedeutet. Peter Mischung hat jahrzehntelang Publikation auf Publikation gehäuft und dabei konsequent die ökonomische Seite ausgeblendet, will sagen immer Wege gefunden, seine Bücher zu finanzieren, ohne Inhalt und Gestaltung vom möglichen Ertrag abhängig zu machen.

 
 

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