Neue Alben von Erobique, Sigur Rós und Queens Of The Stone Age

15.06.2023Nachtmix: Die Musik von MorgenBayern 2Angie Portmann —   –  Details

Erobique

Die Neuheiten der Woche im kompakten Überblick. Neue Platten gibt›s von Erobique, Sigur Rós, Queens Of The Stone Age, Killer Mike, Django Django, Meshell Ndegeocello, Ahmed Ben Ali, King Gizzard & the Lizard Wizard und Saroos — Erobique – No. 2 — Schon das Eröffnungsstück hat eine Grandezza, eine Eleganz, die uns erwartungsvoll aufhorchen lässt. 25 Jahre nach dem Debüt jetzt also endlich Album «No. 2» von Carsten «Erobique» Meyer, dem genialen Hamburger Entertainer, der wie kein anderer mit großer Geste die Showtreppe heruntertanzt, um kurz darauf schon in der Kneipe um die Ecke sein ihm stets ergebenes Publikum zu unterhalten. Aber was hat der Mann nur so lange gemacht, warum mussten wir auf diesen genialen Zweitling ein Vierteljahrhundert warten? Nun, Carsten Meyer hat u.a. den Soundtrack zum Tatortreiniger geschrieben, hat für Film, Fernsehen und Theater komponiert, hat mit Oliver Polak, Jacques Palminger oder Carsten Friedrichs zusammengearbeitet, war Drummer der Funk-Instrumentalband Hamburg Spinners, mit DJ Koze und Cosmic DJ als International-Pony unterwegs, Redner auf Kongressen usw. usf. Mit Album «No. 2» kreuzt er jetzt verlässlich zwischen sonnigem Yachtpop, groovy Electro-Soul und humorvoller Feriendisco hin und her. «Hey ich bin dein Arpeggiator, mit dem Modulator, auf dem Ostenato, hey mein Pizzicato spiel ich im Staccato …» singt die wunderbare Sophia Kennedy und später lässt Nicola Rost von Laing: « wohltemperierte Kadenzen, durch die Galaxie gleiten»… inhaltlich durchwegs eher gaga, musikalisch ein Fest! Funky Exotica im 60›s Style, Housiges für den Strandurlaub, slicke, tiefenentspannte Italodisco. Erobique ist nach wie vor der Meister der guten Unterhaltung und seine smoothen Orgel- bzw. Keyboardklänge King. (8,2 von 10 Punkten)

Queens of the Stone Age – In times new roman — Da sind sie wieder. Groß und bedrohlich wie in ihren Anfangstagen: die Queens of The Stone Age (die dankenswerterweise vor über 25 Jahren, als es darum ging sich nach dem Ende des legendären Stoner Rock-Vorgängers Kyuss einen neuen Namen zu geben, auf die machistischen «Kings» verzichtet und sich für die «Queens» of the Stone Age entschieden haben). Der aktuelle Sound der Band hat relativ wenig mit dem poppigen Ansatz ihres letzten, von Mark Ronson produzierten Albums «Villains» zu tun. Stattdessen wollte die Band nach eigenen Angaben so «unbehaglich wie möglich» klingen. Und das ist ihnen gelungen. Es kratzt und bratzt aus den Verstärkern. Das Schlagzeug treibt uns durch die Dunkelheit. Und Josh Homme singt vernichtende Sätze wie «My love will not survive, Emotion sickness, I wanna die» oder «Emotional amputees with phantom pains from missing limbos of life».

 

Man spürt, hier hat sich eine Menge angestaut. Schmerz, Enttäuschung, Wut und Trauer. — Die vergangenen sechs Jahre waren aber auch nicht einfach für Josh Homme. Die Trennung von Brody Dalle, der Distillers-Sängerin und Mutter seiner drei Kinder, zog einen schmutzigen Rosenkrieg nach sich. Es ging um das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder. Das hat den Familienmensch Homme hart getroffen. Dazu kam der Tod von zwei seiner engsten Freunde Mark Lanegan und Taylor Hawkins. Und nicht zuletzt, als wär das noch nicht genug, erkrankte der Musiker im vergangenen Jahr an Krebs, den er aber erfolgreich bekämpft hat, so Homme vor kurzem in einem Interview. «In times new roman» ist jetzt die Antwort auf all das und dazu ein grandioses Alternative-Rock-Album, roh und psychedelisch, voller Glam, Staub und Herzschmerz. Klassischer Queens of the Stone Age-Sound, nur besser. In dem Song «Carnavoyeur» zieht Josh Homme den Hut vor David Bowies Scary Monsters. Der Songtitel «Carnavoyeur» ist übrigens – genauso wie «Obscenery» – ein Phantasiewort, der Queens-Sänger liebt Wortneuschöpfungen, Dinge möglich machen, die es so vorher noch nicht gegeben hat … sei es auf Wort-, Melodie- oder Soundebene. Dazu Josh Homme: – «You know, words are really important to me, and I think as a younger man I was more into esoteric ways to protect myself from being too vulnerable at times. And I think by now, being vulnerable feels scary enough that I know that›s the direction with words I›ve got to go. And I thought: «In this environment, why can›t I make up words? I mean, Bill Shakespeare did it. Elbow, all the prefixes, impossible, inexcusable, you know?» And I love making the possible totally impossible, you know? [chuckles] I feel like making up words is very «aproposer» of today, you know?» (8,3 von 10 Punkten)

 
 

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