13.06.2023 – News – Focus Online – RND — – Details
Marcus Keupp
Die ukrainische Gegenoffensive läuft. Während der Westen auf großangelegte ukrainische Angriffe spekuliert, hat Kiew offenbar einen anderen Plan, um den russischen Aggressor Schachmatt zu setzen. Militärexperte Marcus Keupp
Monatelang war die ukrainische Gegenoffensive ein großes Mysterium. Ihr Zeitpunkt, Ausmaß und territorialer Fokus waren bis zuletzt unbekannt. Vor wenigen Tagen und nach einigen Fehlalarmen fiel dann tatsächlich der Startschuss zum Gegenangriff. Seither rollen die Kampfpanzer auf die Stellungen der russischen Truppen zu. — Ukrainische Großoffensive: Armee wird vermutlich auf mehreren Achsen Richtung Süden vorstoßen — Wie genau die Offensive ablaufen wird, weiß naturgemäß nur Kiews Regierung ganz genau. Im Gespräch mit dem «RND» schätzt Militärökonom Marcus Keupp jedoch, dass die Ukraine vor allem auf zwei Achsen vorstoßen wird – einerseits von von Welyka Nowosilka in Richtung Südosten nach Mariupol und andererseits von Orichiw in Richtung Südosten nach Melitopol. Voraussichtlich schwenken die ukrainischen Streitkräfte dann in Küstennähe am Asowschen Meer ein, ehe sie sich in der Küstenstadt Berdjansk verbinden.
Militärexperte schließt russische Gegenoffensive aus: «Kräfteverschleiß ist zu hoch» — Auch eine russische Großoffensive hält Keupp angesichts der zu hohen Verluste für unmöglich. «Der russische Kräfteverschleiß ist inzwischen auch zu groß, als dass die Russen selbst noch in der Lage wären, offensive Operationen durchzuführen», sagt er. Das würde auch der Fakt, dass die russischen Soldaten sich ins «Gelände eingraben», unterstreichen. — Derweil greift Russland unvermindert ukrainische Ziele an – vorwiegend aus der Luft. In der Nacht auf Dienstag hatte es mehrere Luftangriffe gegeben. Während die Region Kiew nach ukrainischer Darstellung alle Raketen abschießen konnte, wurde in Selenskyjs Geburtsstadt Krywyj Rih ein Wohnhaus getroffen. Sechs Menschen kamen dabei nach Angaben von «Kyiv Independent» ums Leben. — Dass die Ukraine bei ihrer Offensive bereits einige Erfolge verzeichnete, negierte der Kreml indes – und widersprach damit der Einschätzung von internationalen Experten. So postulierte der Kreml, dass die ukrainischen Angriffe bei Bachmut erfolgreich abgewehrt worden seien. Wenn es wirklich nicht mehr zu leugnen war, behauptete Moskau, dass es sich um Grauzonen, die Russland nie vollständig kontrolliert hatte, handelt.
SK-