27.05.2023 – News – FAZ online – Nikolas Busse — – Details
Henry Kissinger / Helmut Schmidt
Henry Kissinger war einer der einflussreichsten Politiker des 20. Jahrhunderts. Heute warnt er vor der Elite und dem technologischen Fortschritt. An diesem Samstag wird der frühere US-Außenminister hundert Jahre alt. — In einem Alter, das selbst heute nur wenige erreichen, hat Henry Kissinger im vergangenen Jahr sein 19. Buch veröffentlicht. Es ist ein Werk über politische Führung, und zwar auf der ganz großen Bühne der Weltgeschichte. Darin findet sich ein Satz, der die Weltanschauung und das Streben dieses Gelehrtenpolitikers recht anschaulich beschreiben dürfte: «Gewöhnliche Anführer versuchen, das Unmittelbare zu bewältigen; große Anführer versuchen, ihre Gesellschaften auf die Höhe ihrer Visionen zu bringen.» — Nikolas Busse — Verantwortlicher Redakteur für Außenpolitik. — Folgen — Kissinger selbst war nicht Präsident, aber als Sicherheitsberater und später als Außenminister hätte er sich mit einer Arbeitsplatzbeschreibung nach der ersten Kategorie vermutlich nicht zufrieden gegeben. Kissinger war, das werden ihm auch seine vielen Kritiker nicht absprechen, einer der einflussreichsten Politiker des 20. Jahrhunderts. Heutige Außenminister können nur davon träumen, an so großen historischen Weichenstellungen teilzuhaben, wie es Kissinger in seiner aktiven Zeit zwischen 1969 und 1977 vermochte. Und die globale Rolle, die er danach als Elder Statesman und öffentlicher Stratege spielte, ist ebenfalls unerreicht. Als Kissinger die Ukraine nach dem russischen Überfall dazu aufforderte, die Krim und Teile des Donbass aufzugeben, war das Präsident Selenskyj eine Erwiderung wert.
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