Einflussreicher Kriegs-Think-Tank ISW: Die harsche Kritik an den US-Experten – und warum sie schwer zu belegen ist

16.05.2023NewsTagesspiegel Christopher Stolz —   –  Details

Recherche-Team (Symbol)

Die US-Denkfabrik «Institute for the Study of War» ist eine der wichtigsten Quellen öffentlicher Informationen im Ukraine-Krieg. Doch mehrere umstrittene Einschätzungen sorgen nun für Kritik. — Die Drohnenaufnahmen sind nur wenige Sekunden lang und zeigen jeweils ein mehrstöckiges Haus mit rotem Dach, um das Soldaten in Uniform herumlaufen. Ein zerstörtes Haus nebenan deutet darauf hin, dass hier vor nicht allzu langer Zeit Kampfhandlungen stattgefunden haben. — Die Soldaten scheinen nicht in Eile zu sein, schlendern fast. Auf dem zweiten Video läuft ein Soldat eine lange Treppe außen am Haus hinauf. — Der Mann, der die Drohnenaufnahmen auf Twitter am vergangenen Wochenende postete, ist George Barros, Analyst der US-Denkfabrik «Institute for the Study of War» (ISW). Er und seine Kollegen sind die momentan einflussreichsten Lieferanten von öffentlichen Informationen im Ukraine-Krieg, werden von nahezu allen internationalen Medien zitiert. — Der Grund, warum Barros, dem auf Twitter mehr als 20.000 Nutzer folgen, die Videos und einige Erklärungen dazu postete, ist in erster Linie Information. Allerdings ist auch ein wenig Rechtfertigung herauszulesen. — «Ihr Verhalten legt nahe, dass sich die Ukrainer nicht auf einer Aufklärungsmission befinden», schreibt Barros. Das Bildmaterial unterstützte die Einschätzung des ISW, dass die ukrainischen Kräfte eine andauernde Präsenz am Ostufer des Dnipro in der Region Cherson aufgebaut hätten, so Barros weiter. Daran hatten Experten gezweifelt – und harsche Kritik am ISW geübt.

 
 

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