04.04.2023 – Fazit: Clip – Deutschlandfunk Kultur – Robert Rotifer, Sigrid Brinkmann — – Details
Seymour Stein
Für Russlands Regierung rund um Kreml-Chef Wladimir Putin schien die Sache sehr schnell klar zu sein: Am Montag (3. April) machte der Kreml die Ukraine und Anhänger des inhaftierten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny für den gewaltsamen Tod des russischen Militärbloggers Wladlen Tatarski verantwortlich. Russische Ermittler meldeten die Festnahme einer Verdächtigen, die sie als Unterstützerin von Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung bezeichneten. — Doch das sehen weder international noch innerhalb Russlands alle genauso wie die offizielle Kreml-Linie: Kiew und Nawalnys Sprecherin wiesen die Vorwürfe zurück. Auch der Chef der russischen Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, glaubt nicht an eine Beteiligung Kiews an dem Anschlag. Die Sprecherin von Nawalnys Stiftung, Kira Jarmysch, warf dem Kreml vor, Nawalny bewusst hineingezogen zu haben, um bei seinem bevorstehenden Prozess wegen «Extremismus» eine weitere Anklage wegen «Terrorismus» hinzufügen zu können. Die New York Times sieht den Bombenanschlag als Vorzeichen für ein noch härteres Vorgehen gegen die russische Opposition. Und international wird teilweise über eine Beteiligung des russischen Geheimdienstes am tödlichen Anschlag auf den Militärblogger spekuliert. — Anschlag auf Militärblogger in Russland — Die «Spinnen fressen sich gegenseitig in einem Glas», schrieb der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak auf Twitter. «Die Frage, wann der Inlandsterrorismus zu einem Instrument des innenpolitischen Kampfes werden würde, war eine Frage der Zeit.» Und weiter: «Irreversible Prozesse und Probleme 2.0. warten auf die Russische Föderation. Und wir werden zusehen.» — Auf dem Portal von Bild.de lassen sich am Dienstag mehrere Russland-Kenner mit düsteren Zukunftsaussichten für die russische Föderation zitieren. Osteuropa-Experte Jan Behrends sieht in dem jüngsten Anschlag einen «Übergang zum Bürgerkrieg». Und der britische Journalist Euan MacDonald glaubt auch nicht, der Anschlag könne Putin nützen. Er sei eher «ein Hinweis darauf, wie stark Putins Autorität durch seinen katastrophalen Krieg geschwächt wurde». Putin halte als Anführer die «Gangster-Bosse» im Schach. Aber dies werde immer schwieriger für ihn, weil Putin durch den für ihn schlecht verlaufenden Ukraine-Krieg politisch immer schwächer werde. Die «konkurrierenden Fraktionen unter ihm» würden sich für den Tag positionieren, an dem Putin nicht mehr da sei. «Sie wissen, dass er sich dem Ende seiner Macht nähert, und wenn, sagen wir, Russland die Kontrolle über die Krim verlieren würde, wäre er erledigt.» (dpa/kat)
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