31.03.2023 – News – FAZ online – Edo Reents — – Details
Thomas Mann
Der rechte Mann zur vergangenen Zeit: Dieter Borchmeyer hat sich selbst sehr zufrieden gezeigt mit seinem 1500-Seiten-Buch über Thomas Mann. Und er hat Grund dazu.
Bevor wir auf Dieter Borchmeyers schon vom Umfang her außergewöhnliches Buch zu sprechen kommen, müssen wir noch einmal darauf hinweisen, dass dieses Buch unlängst in der «Neuen Zürcher Zeitung» eine, nun ja, «Rezension» ist vermutlich nicht der richtige Ausdruck, auf jeden Fall eine Würdigung erfahren hat, die, wie das Buch selbst, sehr außergewöhnlich ist, und die es, soweit wir es überblicken, in der Literaturkritik und in der Literaturwissenschaft so noch nicht gegeben hat – eine Würdigung nämlich durch seinen eigenen Verfasser. — Dieter Borchmeyer hat es, auf zwei Kultur-Seiten, wo es zweifellos auch hingehört, höchstpersönlich auf sich genommen, die Öffentlichkeit wissen zu lassen, wie sein Buch entstanden ist, wie es überhaupt, Thomas Mann würde sagen: «weltmöglich» wurde, wie es zu lesen und, vor allem, was daran so besonders ist. Niemanden wird es überraschen, dass es sich dabei um eine wohlwollende, im ganzen wie im Detail sehr positive Beurteilung handelt, getragen und wohl überhaupt erst eingeflößt vom Respekt vor sich selbst und dem Vollbrachten, das, weit davon entfernt, eine creatio ex nihilo zu sein, sich in einem langen – Borchmeyer hat, anders, als es Thomas Mann vergönnt war, die achtzig hinter sich gelassen – in einem langen Philologenleben vorbereitend angesammelt hat, um dann aber doch – Borchmeyer selbst spricht von einem «Rausch» – sturzgeburthaft niedergeschrieben zu werden in fast schon sensationellen vier Jahren; das ist nur ein gutes Jahr länger, als für die «Buddenbrooks» und den «Doktor Faustus» nötig war und ganz erheblich kürzer als für den «Zauberberg» und die Josephsromane.
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