Kommentare 0

Werner Pirchner – der Zappa aus Tirol

13.03.2023RadiokollegÖ1Thomas Miessgang —   –  Details

Werner Pirchner

Lexikon der österreichischen Popmusik (1) — In 4 Teilen werden Leben und Werk von Werner Pirchner, Ina Regen, Alex Rehak und Crack Ignaz & Young Krillin dokumentiert. Unter oe1.orf.at/lexika ist das Poplexikon mit mehr als 100 Einträgen zu finden, von A wie Ambros bis Y wie Yung Hurn. — Der 2001 verstorbene Tiroler Musiker Werner Pirchner war ein Unikum: Ein unorthodoxer Komponist zwischen Jazz, zeitgenössischen Klängen und Volksmusik, ein bedeutender Jazz-Vibraphonist und vor allem der Schöpfer einer Platte mit dem seltsamen Titel «Ein halbes Doppelalbum». Als dieses Werk im Jahr 1973 erschien, war es eine Sensation: So etwas hatte man hierzulande noch nicht gehört. Es war nicht Rock, es war nicht Jazz, es war nicht zeitgenössische Musik. Und doch fanden sich Spurenelemente von all diesen Genres in immer neuen Mischungsverhältnissen und aberwitzigen Kreuzungen auf dieser Platte, die schnell mit einem anderen Großmeister des musikalischen Ikonoklamus vergleichen wurde: Dem US-Amerikaner Frank Zappa, der in etwa zeitgleich agierte und ähnlich frivole Klangmischungen produzierte. — Und so wie beim frühen Zappa war auch bei Werner Pirchner Sozialkritik ein starker Impuls. Nur, dass es nicht um Vietnam oder die Hippiebewegung ging, sondern um die Tiroler Schützen, Gewissensprüfungen und aberwitzige Avantgarde-Jodler. Werner Pirchner produzierte später noch vieles zwischen Jazz und Neuer Musik und gestaltete beispielsweise die Ö1-Signations, die dann jahrelang gespielt wurden. Aber das «halbe Doppelalbum» ist, auch aus heutiger Sicht, ein musikalischer Leuchtturm, der dem biederen Protestsong der Post-68er Zeit einen völlig neuen Geist einhauchte und eine radikale Ästhetik verpasste, die bis heute nichts von ihrem Reiz verloren hat.

 

Gestaltung: Thomas Miessgang

 
 

Audioplayer

SK-xxreko-23hehit