03.04.2023 – Zeit-Ton – Ö1 – Thomas Wally — – Details
Brian Ferneyhough
Das Überschreiten tradierter Gattungskonventionen kann als wesentlicher Bestandteil der musikhistorischen Entwicklung des 20. Jahrhunderts betrachtet werden. Ein solches Überschreiten ist zum Beispiel die Erweiterung des Instrumentariums. Man denke an George Crumbs Streichquartett Black Angels (1970), welches nicht nur jede Menge zusätzliche Klangerzeuger (Büroklammern, Glasstäbe) und Zusatzinstrumente (Tam-Tams, gestimmte Gläser) verwendet, sondern sogar für ein «electric string quartet» komponiert wurde. Oder an Steve Reichs Different Trains (1988), geschrieben für (verstärktes) Streichquartett und Tonband, auf dem u.a. Sprachsamples von Holocaust-Überlebenden zu hören sind. Auf andere Weise geschichtsbewusst die Erweiterung in Brian Ferneyhoughs «Fourth String Quartet» (1990), in welchem ein Sopran hinzutritt: genauso wie in Schönbergs 2. Streichquartett (1907-1908), und ebenfalls, sowie in Schönbergs Komposition, in zwei von vier Sätzen. Thomas Wally, neben seiner Tätigkeit als freischaffender Komponist und Violinist auch an der Wiener Musikuniversität als Senior Lecturer in musiktheoretischen Fächern aktiv, betrachtet Brian Ferneyhoughs «Fourth String Quartet» aus (hör)analytischer Perspektive: Was hören wir, wenn wir dieses Werk hören? Worauf können wir achten? Was sind Besonderheiten, denen wir Aufmerksamkeit schenken sollten? Den Hörer/innen werden analytische Tools bereitgestellt, mit deren Hilfe diese Musik mit einem geschärften Fokus wahrgenommen werden kann.
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