06.03.2023 – News – NZZ – Volker Pabst — – Details
Jewhen Lentschewski
Die ukrainische Armee hat im Herbst die russischen Besatzer aus grossen Gebieten im Süden und im Nordosten des Landes vertrieben. Doch die Besatzungszeit wirkt nach. Und der Krieg ist weiterhin allgegenwärtig. — Jewhen Lentschewski liegt in einem einfachen Spitalbett. Das eingegipste Bein schaut unter der braunen Wolldecke hervor, über der nackten Schulter klebt ein Pflaster. Der bärtige Mann arbeitet im Sicherheitsdienst des Hafens von Cherson. Bei einem Rundgang geriet er unter russischen Beschuss. «Ich war mit Technikern unterwegs, um die Stromversorgung zu überprüfen», sagt Lentschewski. «Dann fielen plötzlich Granaten.»
Mehrere Splitter verletzten den 56-Jährigen lebensbedrohlich: ein offener Bruch am Bein, Wunden an der Schulter und, vor allem, ein sehr hoher Blutverlust. «Ich hatte Glück, dass ich so schnell ins Spital gebracht wurde», sagt er. «Sonst wäre ich verblutet.»
— «Die Bomben kommen ohne Vorwarnung» — In diesem Krankenhaus in Cherson liegen mehrere Patienten mit Verletzungen durch russische Raketen und Granaten. Die ukrainische Armee hat die Hafenstadt an der Mündung des Dnipro im November wieder unter ihre Kontrolle gebracht. Die Rückeroberung der einzigen Provinzhauptstadt, welche die Russen seit Beginn des Krieges eingenommen hatten, war ein grosser Erfolg für Kiew. —
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