13.02.2023 – News – RND – Hannah Scheiwe — – Details
Vassili Golod
Interview mit ARD-Korrespondent — Als Sohn einer russischen Mutter und eines ukrainischen Vaters wurde ARD-Ukraine-Korrespondent Vassili Golod in Charkiw geboren. Im RND-Interview spricht er darüber, wie er vor zehn Jahren in der Küche seiner Oma den «Krieg in den Köpfen» spürte und wie er mit Bekannten umgeht, die an Verschwörungserzählungen rund um den Krieg glauben.
Vassili Golod (29) ist seit September 2022 Ukraine-Korrespondent der ARD, vorher arbeitete er unter anderem in London und in Köln für das Erste. Außerdem macht er gemeinsam mit Jan Kawelke und Salwa Houmsi den Podcast «Machiavelli – Rap & Politik». Golod ist geboren in der ukrainischen Stadt Charkiw, sein Vater ist Ukrainer, seine Mutter Russin. Aufgewachsen ist er im niedersächsischen Bad Pyrmont. An diesem Montag, 13. Januar, läuft eine 45-minütige Reportage mit dem Titel «Ukraine – Krieg im Leben» um 20.15 Uhr im Ersten. Darin hat Golod verschiedene Menschen in der Ukraine begleitet und seine Eindrücke in der Doku verarbeitet. — Vassili Golod, Sie sind Ukraine-Korrespondent bei der ARD, ein wichtiger Job in diesen Zeiten. Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?
Ich habe einen sehr hohen Anspruch an meine Berichterstattung. Völlig unabhängig davon, ob viele oder wenige Menschen zuschauen. Wichtig ist, dass das, was wir berichten, korrekt ist. Das ist meine persönliche Verantwortung als Korrespondent und unsere gemeinsame Verantwortung als öffentlich-rechtliches Medium. Ich habe zuvor auch aus Großbritannien berichtet und war im WDR Newsroom als Chef vom Dienst tätig. Der journalistische Anspruch ist überall gleich. Bezogen auf die Ukraine kommt dazu, dass ich mich mit dem Land und der gesellschaftspolitischen Situation gut auskenne. Das ist einerseits biografisch bedingt durch meine familiären Wurzeln. Im Studium habe ich mich mit der Geschichte der Ukraine und Russlands wissenschaftlich auseinandergesetzt und auch schon vor Beginn des Angriffskriegs aus beiden Ländern berichtet. — Ihr Vater ist Ukrainer, Ihre Mutter Russin. Was macht das mit Ihnen, die Ukraine so zu sehen? Wie können Sie journalistisch Abstand davon gewinnen – oder ist das in dem Fall nicht so wichtig?
Das ist sogar sehr wichtig. Entscheidend ist, das journalistische Handwerk zu beherrschen. Ich wurde in Charkiw geboren, meine Mutter stammt aus Nischnij Tagil im Ural, dort werden auch russische Panzer hergestellt. Aufgewachsen bin ich seit meinem zweiten Lebensjahr in Bad Pyrmont. Das alles prägt meine Biografie. Aber in erster Linie identifiziere ich mich als Journalist. Präzise und verständlich zu berichten hat für mich die höchste Priorität. Außerdem verstehe ich die Sprache und kann durch mein Wissen um die Region die Ausgangslage klar einordnen. Die Ukraine ist ein demokratischer Staat, der das eigene Staatsgebiet verteidigt. Dazu hat die Ukraine moralisch und völkerrechtlich jedes Recht. Russland ist ein autokratischer Staat, der die Ukraine völkerrechtswidrig überfällt. Das muss man klar benennen. Das ändert aber nichts daran, dass ich in meinem Berichtsgebiet nicht auch in anderen Feldern genau hinsehen würde.
SK-