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Sprache du Vater Tod. Eine Bredouille – Ein lyrischer Essay von Jan Snela

16.02.2023NachtstudioBayern 2Jan Snela —   –  Details

Jan Snela

Der Schriftsteller Jan Snela verbringt Stunden, Tage und Nächte am Sterbebett seines Vaters. Was in einer unhinterfragten Selbstverständlichkeit seinen Anfang nimmt, verdichtet sich zur Erfahrung einer nicht nur den Sterbenden erfassenden Implosion. Alles spielt sich diesseits der tastenden Worte ab und findet doch einen Ort im Gespräch. Als das gemeinsame Deutsch versiegt, spricht der Ende der siebziger Jahre aus Polen immigrierte Vater nur noch in dem Idiom, in das er vor einem knappen Jahrhundert hunderte Kilometer entfernt hineingeboren wurde. Bis das gleichmäßige Geräusch des Beatmungsgeräts an die Stelle der Wörter tritt. Bis wohin tragen uns unsere Atemzüge? Immer nur bis zu dem Punkt, an dem wir aufhören, auszuatmen – um wieder auszugehen, von wo wir kommen. Zurückgelassen in der Gesellschaft von Dingen, an die sich die Erinnerungen klammern – ein Paar zertragener Schuhe, die nirgendwohin mitgenommene Kaffeetasse – begibt sich Jan Snela auf die Spuren der Dialoge zwischen Vater und Sohn, die manchmal wie Haikus, manchmal wie Bibelstellen, manchmal wie absurdes Theater klingen. Dabei erschließen sich ihm bisher ignorierte Facetten seiner eigenen Herkunft. Behutsam und zärtlich, zugleich humorvoll und sprachversessen öffnet der Autor das intime Archiv einer Gegenwart, die im Verschwinden gründet, auf der Suche nach ihren Wurzeln im Hier.

 

 
 

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