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Hans Modrow / Ein Held des Rückzugs

11.02.2023NewsZeit OnlineChristoph Dieckmann —   –  Details

Hans Modrow

Dem Westen ein Hoffnungsträger, wollte er die DDR nicht abwickeln, sondern Reformen. Auch dank ihm gab es eine friedliche Wiedervereinigung. Erinnerungen an Hans Modrow — Zwei Sätze verbinde ich für immer mit Hans Modrow. Der eine bedeutete das Ende der DDR. Deren Ministerpräsident Modrow verkündete am 30. Januar 1990 nach einem Besuch bei Kremlchef Michail Gorbatschow: «Deutschland soll wieder einig Vaterland aller Bürger deutscher Nation werden.» Den anderen Satz sprach mein Vater, ein denkbar parteiferner Pfarrer vom Jahrgang 1920: «Vor Hans Modrow habe ich Respekt, der hat den friedlichen Übergang möglich gemacht.»

— Modrows große Zeit begann mit der friedlichen Revolution im Herbst 1989. Sie währte bis zu den freien Wahlen am 18. März 1990. Dieser historische Befund entsprach schwerlich Modrows Selbstgefühl. Der seit 1973 amtierende 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Dresden wollte nicht den Exitus, sondern eine Reform der DDR. Längst erodierte Honeckers Staat, im Sommer 1989 fiel er in Agonie. Hunderttausende flohen über die offene ungarisch-österreichische Grenze gen Westen, doch die SED-Medien jubelten unbeirrt vorwärts zum 40. «Republikgeburtstag» am 7. Oktober. Am 17. Oktober wurde Honecker durch Politbürobeschluss zurückgetreten. Sein Nachfolger hieß Egon Krenz, der am 6. Dezember aufgab.

 
 

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