09.02.2023 – News – taz online – Katrin Bettina Müller — – Details
Bertolt Brecht und Helene Weigel
Brechts Beziehungen zu Frauen sind ein tiefes Gewässer. Zum 125. Geburtstag hat Unda Hörner darüber ein unterhaltsames Buch geschrieben. — Bertolt Brecht und seine Frauen – darüber wurde schon viel geschrieben. Seine notorische Untreue, sein Lavieren mit Unwahrheiten zwischen mehreren Liebesbeziehungen, seine anmaßende Eifersucht: Brechts Biografie liefert reichlich Stoff für moralische Empörung. — Mehr aber noch für eine Kritik an den Privilegien von Männern im Literaturbetrieb der Moderne, an der Ungerechtigkeit, dass er, Bertolt Brecht, als Autor lange den alleinigen Ruhm und den Lohn für das einheimste, was er doch oft kollektiv und krea tiv mit seinen Geliebten und Co-Autorinnen in der gemeinsamen Schreibwerkstatt erarbeitet hatte. — Skrupellos, so beschreibt er sich selbst und sieht dies als junger Mann in den 1920ern auch als das Recht eines, der sich für ein antibürgerliches Leben entschieden hat. Brecht, der aufbegehrende Künstler, war ihm immer wichtiger als Brecht, der Liebende oder Brecht, der Vater. «Und ich kann nicht heiraten. Ich muss Ellbögen frei haben, spucken können wie mir›s beliebt, allein schlafen, skrupellos sein.»
SK-