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Manche halten Jean-Paul Sartre noch heute für einen glühenden Kommunisten, dabei war er deren bevorzugtes Feindbild

07.01.2023NewsNZZAlfred Betschart —   –  Details

Intellektuelle um Sartre (1944)

Der französische Philosoph hatte ein schwieriges Verhältnis zum Kommunismus sowjetischer Prägung. Im Zweifelsfall distanzierte er sich von ihm und hielt sich an seine eigenen ethischen Grundsätze.

 

Kostenlos registrieren und direkt weiterlesen.Ein illustrer Kreis von Schriftstellern, Intellektuellen und Künstlern trifft sich am 16. Juni 1944 in Pablo Picassos Atelier. Picasso steht in der Bildmitte mit verschränkten Armen, ganz rechts Simone de Beauvoir. Vordere Reihe, sitzend und kniend von links nach rechts: Jean-Paul Sartre, Albert Camus (mit Picassos Hund), Michel Leiris und Jean Aubier.

 

Sartres Verhältnis zur Politik war nie durch ein Interesse an Ideologie bestimmt. Die Grundlage seines politischen Engagements bildeten immer die eigenen ethischen Werte. Seine politische Kompetenz hielt er für beschränkt. Nur unregelmässig las er Tageszeitungen. In Briefen schrieb er in Momenten, in denen er bedeutende politische Texte verfasste, dass ihn Politik und Gewalt ankotze («m›emmerde»). Trotzdem war es für ihn eine Frage der moralischen Verantwortung, sich zu politischen Ereignissen zu äussern. Niemand sollte ihm vorwerfen, zu Missständen geschwiegen zu haben. Er wollte sich anders verhalten als Gustave Flaubert und die Brüder Goncourt während der Pariser Commune 1871.

 
 

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