06.01.2023 – News – FAZ online – Jan Brachmann — – Details
Daniel Barenboim
Daniel Barenboim hat dreißig Jahre lang die Berliner Staatsoper an der künstlerischen Weltspitze gehalten und ihr die finanzielle Gunst der Kulturpolitik gewonnen. Nun tritt er zurück. Wer immer ihm nachfolgt, wird es schwer haben. — Bevor die Nationalsozialisten die finanziell maroden Ber liner Philharmoniker zum Reichsorchester hochrüsteten, war immer die Preußische Staatskapelle, vormals Preußische Hofkapelle, also das Orchester der Oper Unter den Linden die Nummer eins unter den Orchestern Preußens gewesen; in ganz Deutschland wurde es an musikalischem Rang und historischer Be deutung nur noch von den ehema ligen Hofkapellen in Dresden und München erreicht und vom Leipziger Gewandhausorchester übertroffen. — Als es der Berliner Kulturpolitik 1991 gelang, den damals neunundvierzigjährigen Daniel Barenboim von Paris ins wiedervereinte Berlin zu holen, war das nicht nur ein Coup auf dem internationalen Markt der Stars, sondern ein Glücksfall, weil Barenboim das Potential der Kapelle und des Opernhauses, deren Traditionen und Eigenheiten erkannte und in aufsehenerregender Weise deren Lebensfähigkeit bewies.
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