14.12.2022 – News – NZZ – Ivo Mijnssen — – Details
Frauen insistieren
Moskau verweigert internationalen Organisationen mit wenigen Ausnahmen den Zugang zu den Inhaftierten. Misshandlungen kommen zwar auch in den ukrainischen Lagern vor, systematische Folter aber nur in den russischen.
In der Ukraine erlebt Europa den grössten Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg – und den ersten im Social-Media-Zeitalter. Die tägliche Masse an Videos und Bildern von den Schlachtfeldern ist überwältigend. Doch sie täuscht darüber hinweg, dass fundamentale Aspekte des Krieges in einem Informationsvakuum verschwinden. Dazu gehört die Zahl der Kriegsgefangenen, über die völlige Unklarheit herrscht.
Klar ist lediglich, dass es Tausende sind – nur schon deshalb, weil Kiew laut eigenen Angaben bereits 1400 eigene Soldaten im Rahmen von Austauschen zurückgeholt hat. Solch offizielle Verlautbarungen sind äusserst rar: So sprach Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu im Juni von 6500 ukrainischen Kriegsgefangenen, während Kiew nur 2000 bestätigte. Neuere Angaben existieren nicht, obschon das Thema in beiden Ländern enorme Emotionen in der Öffentlichkeit weckt.
— Russen verwehren Zugang — Zwei internationale Organisationen, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und das Uno-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR), führen Besuche in Gefangenenlagern durch. Doch Einlass in Einrichtungen für ukrainische Kriegsgefangene auf russisch besetztem Gebiet erhält nur das IKRK, und dies lediglich in sehr beschränktem Mass. Der letzte Besuch liegt wenige Tage zurück, wobei darüber keine Details bekannt wurden. Das spiegelt die Diskretion, mit der die ausländischen Delegierten bei ihrer Mission vorgehen.
SK-