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Spiel mit der Angst

09.12.2022NewsZeit OnlineMichael Thumann —   –  Details

Michael Thumann

Kolumne — Russische Medien trichtern der Bevölkerung ein: Wenn Russland nicht siege, gehe es bald allen an den Kragen. Dabei müssen nur die Verantwortlichen ein Tribunal fürchten.

 

Angst geht um unter den russischen Propagandistinnen, wenn sie über die Ukraine sprechen. «Wir müssen eine Niederlage fürchten», sagte jüngst Margarita Simonjan, die Chefredakteurin von RT und Sputnik. «Wenn wir es schaffen zu verlieren, dann wartet Den Haag auf jedermann, sogar auf den Hauswart im Kreml.» Gemeint ist: ein Kriegsverbrechertribunal in der Hauptstadt der internationalen Gerichte. Die Moderatorin bei Rossija 1 Olga Skabejewa warnte, wenn Russland nicht siege, «dann werden sie gegen jeden Russen vorgehen», egal ob in Russland oder jenseits davon. Wer außerhalb Russlands lebe, werde sofort festgenommen. «Alle werden schuldig sein.

 

Warum so pessimistisch? Natürlich hat die aufgesetzte Angst einen propagandistischen Hintergrund. Den Russinnen und Russen soll vorgemacht werden, dass es ihnen allen an den Kragen gehe, wenn sie nicht für den russischen Sieg kämpften. Das Volk werde voll in Haftung genommen für die Taten seiner Führung. Dieses Gerede passt zu der Bemerkung des russischen Herrschers Wladimir Putin, dass bei einer Niederlage die gesamte Existenz Russlands auf dem Spiel stehe. Auch das ist propagandistischer Unfug zur Mobilmachung des ganzen Volkes.

 
 

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