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Michael Naura – ein Musiker wird Radiomann

14.11.2022Round MidnightNDR KulturMauretta Heinzelmann —   –  Details

Michael Naura und Oscar Peterson

Er kannte und fühlte den Jazz von der Pike auf, füllte nächtelang Clubs mit Klängen und spielte virtuos auf der Klaviatur der Sprache, wenn er Jazz beschrieb. Michael Naura (1934-2017) war für den deutschen Jazz ein Musiker der ersten Stunde, einer der wichtigsten Pianisten der Nachkriegszeit. — Für den Jazz im NDR war Naura nach Hans Gertberg als Redakteur die zweite große Gallionsfigur. Seine sonore Stimme war für den Jazz im Radio wie gemacht, seine Brillanz und sein Scharfsinn ebenfalls. Michael Naura schrieb auch für DIE ZEIT und den SPIEGEL, seine Texte verhandelten zentrale Strukturen des Jazz: Rhythmus, Überraschung, Nonkonformismus, vor allem aber einen Enthusiasmus, der sich aus Nauras innerer Musik speiste.

 

Geboren am 19. August 1934 in Memel, Litauen, kam Michael Naura mit sechs Jahren nach Berlin, studierte Publizistik und Philosophie und lernte als Autodidakt Klavier. Er gründete das Michael Naura Quintett, das viele Jahre sechs Tage pro Woche im Hamburger Club Barrett spielte wie auch auf großen europäischen Festivals. Mit dem Lyriker Peter Rühmkorf und dem Vibrafonisten Wolfgang Schlüter spielte er wegweisende, Sprache und Klang verbindende Programme. — Nach einer gesundheitlichen Krise arbeitete Naura als Tontechniker für den NDR und leitete von 1971 bis 1999 die Jazzredaktion. Die NDR Jazz Workshops und später Konzerte im NDR baute er zu einer der wichtigsten Reihen mit modernem Jazz auf, zahlreiche Mitschnitte im NDR Archiv zeigen seine visionären und mutigen Konzepte. Dazu gehörte eine streitbare, unbequeme, dabei herzliche Persönlichkeit. Er schrieb 1981 im SPIEGEL: «Die Jazzmusiker sind ein Volk, das im Zusammenspiel auflebt.» Michael Naura hat in allem, was er tat, Jazzmusiker, Jazzmusikerinnen und Jazzfans zusammengebracht.

 
 

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