27.11.2022 – Milestones – Ö1 – Marlene Schnedl — – Details
Oscar Brown
Oscar Brown Juniors Debütalbum «Sin & Soul», veröffentlicht 1960 bei Columbia Records, ist ein wahrer Meilenstein. Zwölf denkwürdige Songs hat der brillante Texter und dramatische Sänger für dieses Album aufgenommen, davon sind die Versionen von Nat Adderleys «Work Song», Mongo Santamarias «Afro Blue» und vor allem von Bobby Timmons› «Dat Dere» berühmt geworden. Die Eigenkomposition «Watermelon Man» (nicht zu verwechseln mit Herbie Hancocks gleichnamigem Stück) sowie die humorvollen Songs «But I Was Cool» und «Signifyin› Monkey» stellen weitere Höhepunkte dar – wie auch «Bid ›Em In», eine erschütternde Darstellung einer Sklavenauktion, ebenfalls aus Browns eigener Feder.
— Die afroamerikanische Dramatikerin Lorraine Hansberry bezeichnet im Begleittext Oscar Brown Jr. als «a startling genius for rendering sense and nonsense into acutely succinct and brilliant summaries of life as we live it.» Dieses Zitat ist der Schlüssel für die anhaltende Strahlkraft des Albums. Die zwölf Songs sind Momentaufnahmen aus dem Leben in der afroamerikanischen Community, einmal ernst, einmal heiter, manchmal beides gleichzeitig.
Die Idee, dass Singen eine Form des Schauspielens ist, wurde bis zu «Sin & Soul» vielleicht am besten von Harry Belafonte verkörpert.
— Brown Jr. erreicht dies durch die immense Vielseitigkeit seiner Stimme, ein Instrument von geradezu unerschöpflicher Ausdruckskraft, das er mit brillanter Wirkung einsetzt. In jedem der Songs inszeniert Brown das in seinen Texten heraufbeschworene Milieu, er spielt Rollen und lädt die Zuhörenden in eine Welt voll lebhafter Charaktere ein – eine Welt, in der indessen auch Rassismus eine Tatsache ist.
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