20.11.2022 – Menschenbilder – Ö1 – Heinz Janisch — – Details
Sylvia Caduff
Sylvia Caduff ist eine Pionierin. Sie war die erste Generalmusikdirektorin Deutschlands und die erste Dirigentin bei den Berliner Philharmonikern nach 1945. Sie war die erste Frau, die als Dirigentin in Deutschland ein Orchester leiten durfte und wurde so zu einer Wegbereiterin für andere, die ihr am Dirigentenpult nachfolgen sollten. Was heute eine Selbstverständlichkeit ist, war damals noch eine Sensation in der Musikwelt. In diesem Jahr feiert sie ihren 85. Geburtstag.
Sylvia Caduff wird 1937 in Chur, in der Schweiz, geboren. Schon früh erhält sie Klavierunterricht. Als sie 13 Jahre alt ist hört sie bei den Luzerner Festwochen ihr erstes Orchesterkonzert, auf dem Programm steht Anton Bruckners «Sechste Symphonie,» Rafael Kubelik dirigiert. «Das drehte in mir und um mich herum», erinnert sich Sylvia Caduff. «Das hat mich sehr ergriffen, dass da jemand so etwas Greifbares und Spürbares aus Musik machen konnte.» Sie belegt einen Dirigentenkurs bei Herbert von Karajan, studiert Klavier und Musiktheorie in Luzern und beginnt 1962 ein dreijähriges Praktikum bei Karajan in Berlin. 1966 gewinnt sie einen Dirigentenwettbewerb in New York und damit eine einjährige Assistenz bei Leonard Bernstein, dem Leiter des New York Philharmonic Orchestra.
— Ab 1967 steht sie in Zürich, London und in vielen anderen Städten als Dirigentin am Pult. Von 1972 bis 1976 übernimmt sie eine Professur am Konservatorium in Bern. Von 1977 bis 1986 ist Sylvia Caduff Generalmusikdirektorin in Solingen, 1978 debütiert sie bei den Berliner Philharmonikern. «Es war harte Arbeit, als Dirigentin neben den prominenten Männern zu bestehen», sagt Sylvia Caduff. «Die Musik hat mich wohl mein Privatleben gekostet. Aber ich bereue es nicht. Die Musik ist ein wunderbarer Partner.»
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