18.11.2022 – News – taz – — – Details
Folter-Keller
Unsere Autorin sammelt beruflich Berichte über Krieg und Gefangenschaft. Manchmal hört sie so schreckliche Dinge, dass ihr selbst die Worte fehlen.
Als ich am Telefon mit Roman Tuschewski spreche, ist der ukrainische Soldat nach seiner Verwundung und Gefangenschaft zur Reha in Kiew. Er redet leise, heiser, manchmal macht er nervöse Witze. «Während wir unter Beschuss lagen, wurde ich am Arm verwundet. Dann geriet ich mit einem Kameraden in Gefangenschaft. Man hat uns mit verbundenen Augen von der Front weggebracht. Einige Stunden lang wurden wir abwechselnd befragt und geschlagen. Sie haben versucht, unsere Truppenstärke herauszufinden, unseren genauen Aufenthaltsort und welche Ausrüstung wir hatten. Als ob wir das verraten würden», kichert er.
— Bis Kriegsbeginn hatte der 34-Jährige als Lkw-Fahrer gearbeitet, Armeedienst hatte er nie geleistet. Nach dem 24. Februar versuchte er zunächst, der Territorialverteidigung beizutreten. Dort aber waren schon am ersten Tag alle Stellen besetzt. Vorm Krieg hatte sich Roman hobbymäßig mit dem Steuern von Drohnen beschäftigt. Als man beim ukrainischen Militär davon erfuhr, bat man Roman, die Bewegungen der russischen Armee zu verfolgen. Später erhielt er einen befristeten Truppenausweis, im März ging er an die Front. Bei Luhansk wurde seine Kompanie eingekesselt. Einige Soldaten konnten fliehen, einige starben. Die übrigen gerieten in Gefangenschaft.
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