Dirty Dozen – Round about Kurt Weill (1). Charlie Haden & Kurt Weill «Speak Low» u.a.

10.05.2010Play Jazz: ClipNDR InfoThomas Haak —   –  Details

Charlie Haden

PLAY JAZZ!
Am Mikrofon: Thomas Haak —
Dirty Dozen – Round about Kurt Weill (1).
— Charlie Haden & Kurt Weill «Speak Low» (Autor Bert Noglik)

— Mit «My home is my tent» präsentiert Michael Schiefel auf seinem fünften Solo-Album eine konzeptionelle Doppelherausforderung: Zum einen ist es ein Themenalbum, das einen emotionalen Blick auf acht Großstädte wirft, die der Sänger in den letzten Jahren bereiste. Zum anderen handelt es sich um ein Solowerk, das komplett aus Michael Schiefels vokalen Äußerungen besteht. Und die erstrecken sich über ein weites Spektrum: vom traditionellen Scatgesang bis hin zum modernen Beatboxing, einer Art rythmischer Schlagzeug-Lautmalerei. Die einzigen Werkzeuge neben seinen Stimmbändern sind ein für ihn entwickeltes Loopgerät, mit dem er seine Stimme nach Belieben organisieren und vervielfältigen kann sowie ein Laptop, dessen Software ihm nahezu unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten liefert. Mit diesen Mitteln erzeugt Michael Schiefel außerweltlich anmutende Chorsätze oder auch die Illusion einer Jazz-Band. — «Warme Badewanne» Hongkong

Den konzeptionellen roten Faden markieren dabei dreistellige Kürzel, die Flugreisende von den kleinen Papierfahnen an ihren Gepäckstücken her kennen. Mit «TLV» tauchen wir ein in das vielsprachige Stimmengewirr von Tel Aviv. Moskau (DME) begegnet uns mit langen, liegenden Tönen und einem frostigen Hall. Ganz im Gegensatz zu Hongkong (HKG) – eine Stadt, die Michael Schiefel aufgrund ihres Menschengewusels stets als «warme Badewanne» empfindet. Es folgen San Francisco (SFO), Karatschi (KHI), Newark-New York (EWR)  und Boston (BOS), eine Metropole, die den vielleicht traurigsten Song des Albums hervorbrachte.

 

Titelheld Benjamin ist mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gesegnet, lässt andere aber an diesen nicht teilhaben. Am Ende der musikalischen Reise steht die Rückkehr in deutsche Gefilde. «TXL (Back In Berlin)» ist eine Meditation über das Ankommen in einer sowohl vertrauten als auch deprimierenden Welt. Daran schließt sich – gewissermaßen als finale Aussteigerfantasie – nur noch das Pazifikatoll Funafuti an, ein Ort, an dem Michael Schiefel noch nicht war: «I think I should be in Funafuti/ Get lost in the sea», singt er über einen idealisierten Platz auf Erden, dessen Flughafenkürzel bezeichnenderweise FUN lautet.

— Jazz – Album der Woche | 10.05.2010
— «My home is my tent»
— Schiefel, Michael
— (unverbindliche Preisangabe) 15,99 €
— B003ELZKG6
— Traumton

 
 

SK-xxhehi