10.11.2022 – Spielräume – Ö1 – Andreas Felber — – Details
Martial Solal
Im August dieses Jahres feierte Pianist Martial Solal seinen 95. Geburtstag. Der in Algier geborene französische Pianist, der seit 1950 in Paris lebt, ist noch immer rege, er komponiert fortwährend, im Jänner d. J. hat er etwa die Arbeit an seiner ersten Sinfonie beendet. Von der Konzertbühne hat sich diese Legende des europäischen Jazz hingegen zurückgezogen: Im Jänner 2019 – 91-jährig – verabschiedete sich Solal mit einem Konzert in der Salle Gaveau in Paris vom Publikum. — Am 14. Dezember 2018 ist er zuvor ein letztes Mal außerhalb Frankreichs aufgetreten: Dieses Solokonzert aus Ottobrunn, südöstlich von München gelegen, ist nun im Rahmen einer Doppel-CD bei GLM Music erschienen, und die Aufnahme zeigt Martial Solal in all seiner Brillanz: Technisch virtuos, dekonstruiert er vielgespielte Jazz-Standards von «My Funny Valentine» bis «Round Midnight» in abenteuerlicher Weise und überrascht dabei Hörer:innen wie auch sich selbst stets auf›s Neue. — Die Solals sind längst zu Jazzfamilie gewachsen: Tochter Claudia Solal ist als Sängerin eine Fixgröße in der französischen Szene, ihren Lebenspartner Jean-Charles Richard wiederum kennt man als Saxofonisten und Pädagogen. Soeben haben Richard und der US-amerikanische Pianist Marc Copland das wunderbare Album «L›étoffe des rêves» («Der Stoff, aus dem die Träume sind») veröffentlicht, mit Claudia Solal und dem Cellisten Vincent Segal als Gästen. Zu hören sind nachdenkliche, skizzenhaft hingehauchte Klang-Poeme, von sanfter Melancholie getragen, deren Wirkung durch die von Solal interpretierten Texte von Shakespeare und Rimbaud verstärkt wird.
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