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Der Herbst der schrillen Stimmen – Frauen unter Hysterieverdacht

01.11.2022open: DiskursWDR 3Klaus Walter —   –  Details

Minnie Riperton

Ungehemmtes Wuchern, Juchzen & Schmettern, verrückte Hexen, Technoknartsch, anstrengend. Wenn männliche Kritiker Sänger:innen wie Anohni, Björk oder Mykki Blanco preisen, dann droht vergiftetes Lob. Ganz zu schweigen von Minnie Riperton. Und Janet Kay? — Wie kommt eigentlich die Themenwahl bei Ex & Pop zustande? Am 8. November wäre Minnie Riperton 75 Jahre alt geworden, eine afroamerikanische Sängerin mit ebenso exorbitanter wie polarisierender Stimme, die einst von The Orb gesamplet wurde für einen gleichermaßen exorbitanten wie polarisierenden Ambient-Track mit dem vielversprechenden (und haltenden) Titel «A Huge Ever Growing Pulsating Brain That Rules from the Centre of the Ultraworld». — Wiki bescheinigt Minnie Riperton einen «four octave D3 to F 7 coloratura soprano range.» Auch sei sie «weithin bekannt für ihre Verwendung des Whistle-Registers und wurde von den Medien als ›Königin des Whistle-Registers› bezeichnet.» Das können nicht alle ertragen. So geraten extreme Frauenstimmen schnell unter Verdacht. Zu schrill, zu krass, zu hysterisch? Weil man als Mann Frauen nicht mehr einfach als hysterisch bezeichnen kann, greift man dann gern zu unwesentlich freundlicheren Umschreibungen: Ungehemmtes Wuchern, Juchzen und Schmettern, verrückte Hexen, Technoknartsch, anstrengend. Praktischerweise erscheinen in diesem Herbst neue polarisierende Vokalhöhenflüge von Anohni, Björk und Mykki Blanco von beinahe ripertonöser Exorbitanz. Also gratulieren wir Minnie Riperton zu ihrem 75., den sie hoffentlich in himmlischen Höhen erlebt, hat sie doch die Erde bereits 1979 verlassen. So kommt die Themenwahl bei Ex & Pop zustande. Im Herbst der schrillen Stimmen.

 
 

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