Kommentare 0

Der Film «La vita è bella» teilte das Leben des Komikers Roberto Benigni in zwei Hälften

27.10.2022NewsNzzMaurizio Ferraris —   –  Details

Roberto Benigni

Im Lebenswerk des italienischen Filmemachers zeigt sich exemplarisch, wie allem Komischen immer auch das Tragische innewohnt. Nun wird Roberto Benigni siebzig Jahre alt.

 

— — Jean-Jacques Rousseau staunte in Venedig darüber, dass die Gondolieri ganze Arien aus der Oper «La Gerusalemme liberata» sangen. Ich stelle mir vor, dass sein Erstaunen noch sehr viel grösser gewesen wäre, hätte er gesehen, dass ein beliebter italienischer Komiker zur besten Sendezeit vor einem riesigen Fernsehpublikum Dante rezitieren würde. Natürlich, Roberto Benigni ist wie Dante Toskaner. Und trotzdem. Auch nannte Dante sein Meisterwerk «Comedia» und nicht etwa Tragödie, das Adjektiv «Divina» wurde erst von der Nachwelt hinzugefügt. Denn es ist in der Tat eine Komödie im eigentlichen Wortsinn, eine Mischung aus Traurigkeit und Lachen, Hoffnung und Enttäuschung, aus der eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur hervorgegangen ist.

 

— Irgendjemanden neben Dante zu stellen, ist ein schmutziges, ein anrüchiges Spiel. Aber ich möchte trotzdem darauf hinweisen, dass sich Roberto Benigni während seiner gesamten Karriere als Komiker und, soweit wir es überhaupt wissen können, auch während seines ganzen Lebens diesen tragikomischen Gestus zu eigen gemacht hat. Und genau in dieser Hinsicht berührt sich sein Schaffen mit einem wichtigen Teil jener italienischen Literatur, die das Unreine, Gemischtsprachliche kultiviert, wie es Dante getan hatte und Boccaccio, wie es weitergeführt wurde von Gadda oder etwa Pasolini (dieser leider völlig humorlos). Roberto Benigni stünde damit in einer Tradition, die das genaue Gegenteil darstellt von jener puristischen, lyrischen, absoluten Linie, an deren Ursprung Petrarca steht.

 
 

SK-