29.10.2022 – Diagonal – Ö1 – Ines Mitterer — – Details
Psyche delik
Leuchtende Farbspiralen, ineinander rinnende Gegenstände, verschwimmende Gesichter, farbiges Licht, kosmische Klänge und man weiß: da muss LSD im Spiel sein. So gering der Prozentsatz der Konsumierenden der hallozinogenen Droge mit derzeit weniger als 0,1 Prozent in Europa ist, so massiv war ihr kultureller Impact ab den 1960er Jahren. Die bewusstseinserweiternden Erfahrungen durch den Trip veränderten die Musik, die Kunst, die Literatur, mehr noch, den Zugang zum Leben. Da war, was von Psychiatern als Wundermittel betrachtet wurde, mit dem man psychische Erkrankungen beeinflussen und behandeln konnte, schon aus dem medizinischen Bereich entwischt. Und musste wieder eingefangen werden. — Richard Nixon versuchte es mit seinem «war on drugs». Nicht, weil er um die Gesundheit der jungen Menschen besorgt war, die sich Psychedelika hingaben, sondern, weil viele junge Männer durch den Konsum von LSD und dem Ausleben der dazugehörigen Kultur, sich dem Militär entzogen hatten. Immerhin waren die USA im Krieg. Dazu kam, dass Psychedelika im medizinischen Bereich, anders als Psychopharmaka, der Industrie keinen großen Gewinn versprachen. — Die Folge: Psychedelika wurden verboten, die klinische Forschung eingestellt. Dabei gäbe es entlang der Wirkung von psychoaktiven Substanzen Interessantes zu studieren, über die Zusammenhänge zwischen Gehirn und Bewusstsein, die Mechanismen, die bei so weit verbreiteten mentalen Erkrankungen wie Depressionen, Angstneurosen, Sucht und Obsessionen wirksam sind. Die letzten Jahre mit ihren neurologischen Forschungen haben auch das Interesse an Drogen wie LSD & friends und ihren therapeutischen sowie kreativitätsfördernden Wirkungen wieder entfacht und daran, was passiert, wenn das Gehirn vorübergehend aus dem Gleis geworfen wird, die «Pforten der Wahrnehmung» weit offen stehen. Sie werden staunen.
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