22.10.2022 – News – Zeit Online – Maxim Biller – Robin Alexander —   –  Details

❍

ukrainischer Panzer

Robin und ich haben uns im Frühling bei Ulf kennengelernt, draußen, in Nikolassee, ungefähr einen Monat nach dem Ausbruch des russisch-ukrainischen Kriegs, es war Ulfs Geburtstag. Lindner war da, und Melnyk war da, aber das interessierte mich nicht, lieber habe ich mich mit Robin darüber gestritten, ob Putin ein Intellektueller ist oder nicht. Ja, sagte Robin, nein, sagte ich, und so ging es ein paarmal hin und her, ohne dass einer von uns davon schlechte Laune bekommen hätte. Robin war viel größer als im Fernsehen, er sah mit seinem großen Winston-Churchill-Kopf im Leben noch viel interessanter und klüger aus als bei Lanz oder Maischberger, und wenn er lachte, klang es immer wie eine kleine, fröhliche Explosion. Am Tag danach schrieb er mir, ich hätte recht, Putin sei ein Tschekist, der im Lockdown zu viele Geschichtsbücher gelesen hat, die er nicht verstand, ich antwortete mit einem unoriginellen Hitlervergleich, und dann schrieb er mir noch, dass Putin im Kreml in Stalins altem Büro sitzt. Haben die Precht- und Habermas-Deutschen darum so viel Angst vor dem kleinen schlauen Russen, dachte ich, ist das ihr ewiges Stalingrad-Trauma? Wollen sie deshalb ihre drei traurigen Schützenpanzer selbst behalten? Und wieso lassen sie sich immer so leicht erschrecken? — —

SK-