04.11.2022 – Spielräume – Ö1 – Klaus Wienerroither — – Details
Art Tatum
Seit Aufkommen des Bebop in den 1940er Jahren ziehen es die Jazzpianist:innen – besonders im Zusammenspiel mit Bass und Schlagzeug – vor, die linke Hand sparsam einzusetzen. Bud Powell, einer der Väter des modernen Jazzklaviers, benützte gerne nur zwei Finger seiner linken Hand, sowohl beim Solieren als auch beim Begleiten – um eben dem Bass und dem Schlagzeug mehr Raum zu geben.Im Gegensatz dazu steht das Stride-Piano, ein Solo-Klavierstil, der in der Frühzeit des Jazz in den USA entwickelt worden ist. Die linke Hand übernimmt die Funktion des Basses und markiert die Harmonien, was aufgrund der weiten Sprünge, die dadurch fallweise zu bewältigen sind, eine große technische Herausforderung darstellt. Dies erfordert teilweise auch entsprechend große Hände, müssen doch Akkorde in Oktaven, Dezimen und teilweise sogar Duodezimen gegriffen werden. Frühe Protagonisten dieses Stils, der auf den Ragtime zurückgeht, waren die afroamerikanischen Pianisten James P. Johnson und Willie “The Lion” Smith, als absoluter Meister gilt Art Tatum. In der Swing-Ära haben auch Könner wie Teddy Wilson im Bandkontext Stride-Piano gespielt. Gerade bei Solodarbietungen greifen auch heutzutage junge Pianist:innen gerne auf diese Technik zurück.Die Spielräume-Nachtausgabe begibt sich auf eine musikalische Zeitreise und folgt den Spuren des Stride-Pianos von den Anfängen bis in die Gegenwart.
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