02.10.2022 – Menschenbilder – Ö1 – Details
Jürg Obrist
»Ich bin ein sensibles Kind. Noch immer» – Der Schweizer Autor und Kinderbuchillustrator Jürg Obrist — Wer hat den Edelstein gestohlen? Wieso ist einer verdächtig, der im Herbst Bärlauch sammelt? Wer trägt den Schuh, der zum Abdruck passt? Jürg Obrists «Kriminalrätsel» sind illustrierte Geschichten für Kinder und eine Seite lang. Etwa 300 Minikrimis umfasst sein Werk. Die Lösung liegt manchmal im Text oder in Details in der Grafik. «Die Kinder müssen genau lesen und schauen und logisch denken.»
Jürg Obrist, geboren 1947, wuchs in Zürich auf. Als Kind richtete er sich ein «Büro» im Dachboden des Elternhauses ein, um dort zu zeichnen und kleine Bücher zu schreiben. Der Vater war ein harter Fabriksarbeiter und «sträflich unterbezahlt», findet Jürg Obrist heute. Die Mutter war Hausfrau und Schneiderin. Seine um 14 Jahre ältere Schwester, zu der er bis heute eine enge Bindung hat, war wie eine zweite Mutter für das lebhafte und sensible Kind. «Sie hat mich immer gepusht! Ohne sie hätte ich wohl nicht begonnen, Kinderbücher zu machen.»
Der mittelmäßige Schüler Jürg Obrist wurde Retuscheur und Fotograf und wanderte mit 22 Jahren nach New York aus. «Da habe ich gemerkt, es gibt noch etwas anderes als die Schweiz.» In den USA entstand auch sein erstes Kinderbuch. Eigentlich wollte er eine fertige Geschichte illustrieren. «Nein, nein, den Text müsse er schon selber schreiben», sagte der Verlag. Viele Bücher und Auszeichnungen folgten und Sammelbände seiner Kriminalrätsel sind in 16 Sprachen übersetzt. — Heute lebt Jürg Obrist mit seiner US-amerikanischen Frau wieder im Elternhaus in Zürich. Sein Büro hat er unter dem Dach – genau dort, wo er schon als Kind seine Geschichten schrieb und zeichnete.
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