Klaus Wellershaus wurde am 26. Juli 1938 in Berlin geboren. Die Kindheit verbrachte er auf dem Darß, nach dem Krieg zog die Familie nach Bielefeld. Dort machte er 1957 Abitur. Zum Musikstudium ging Wellershaus nach Hamburg – neben Cello lernte er Dirigieren bei Wilhelm Brückner-Rüggeberg, bei dem auch Christoph Eschenbach studierte. Anschließend arbeitete er als Korrepetitor und Regieassistent an Theatern in Bielefeld, Bremen und Hamburg. Seit Anfang 1965 ist er beim NDR, zunächst als Producer von aktuellen Sendungen.Im Winter 65/66 macht Wellershaus beim «Nachwuchsstudio» des NDR unter Axel Eggebrecht eine Art Redakteursausbildung. Danach übernimmt er zunehmend Sendeaufträge für die Unterhaltungsabteilung unter ihrem damaligen Chef Henri Regnier. Wellershaus: «Helga Boddien war meine erste Chefin. Die hat mir alles beigebracht.»Seit Ende 1965 läuft die «Musik für junge Leute», zunächst drei Mal wöchentlich für 25 Minuten zwischen 13 und 15 Uhr. «Es gab damals so genannte Abhörkonferenzen beim NDR, bei denen die neuen Platten daraufhin abgehört wurden, ob sie archiviert oder aussortiert werden sollten. Immer, wenn es ?schräg’ wurde, guckten alle mich an – etwa bei den Beatles oder den Kinks. Die Platten bekamen dann den Vermerk ? Nur für junge Leute!’» Bald übernimmt Wellershaus allein die Programmzusammenstellung und die Moderation. Ehe die Sendung infolge der Kündigung des Staatsvertrags durch Gerhard Stoltenberg und die Einrichtung der Landesprogramme (Radio Niedersachsen, Welle Nord und Hamburg-Welle) in den frühen achtziger Jahren sukzessive eingestellt wird, läuft sie täglich anderthalb Stunden lang.
Seit 1972 arbeitet Wellershaus als fest angestellter Musikredakteur beim NDR: «Ich war in der luxuriösen und grandiosen Lage, dass ich meinen Beruf und Arbeitsplatz eigentlich selbst entwickelt habe. Redakteur für progressive Musik – so etwas gab es ja vorher nicht.» Seit Mitte der siebziger Jahre Aufbau der Rockmusikredaktion. Erste freie Mitarbeiter sind Werner Voss («Das Rock-’n’-Roll-Museum») und Peter Urban. In dem Maße, in dem die progressive Musik immer unübersichtlicher wird und einer allein unmöglich Kompetenz in allen Genres behaupten kann, entwickelt sich Wellershaus vom alleinigen Moderator zum Betreuer und Organisator von Musiksendungen: «Ich wurde mehr Gastgeber.» — Am 19. Juni 1981 wird Isabel, die elfjährige Tochter von Helga und Klaus Wellershaus, von einem Sexualstraftäter, der nach einem genehmigten Freigang nicht zurückgekehrt war, in Reinbek ermordet. Wellershaus: «Danach war ich nicht sicher, ob ich weitermachen würde. Ich habe mich Stück für Stück zurückgezogen.»
Wellershaus macht weiter. In den frühen Achtzigern entwickeln er und sein Kollege Michael Naura von der Jazzredaktion den «Nachtclub». Seit 1989 betreut Wellershaus darüber hinaus inhaltlich und organisatorisch das «Radiokonzert», das von 1989-1998 sonnabends, seit Herbst 1998 jeden Montag auf NDR 2 läuft.Am 31. Januar, am Donnerstag kommender Woche, geht Klaus Wellershaus in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird einer seiner ersten freien Mitarbeiter, längst selbst ein etablierter Radiomann und derzeit noch Musikredakteur bei NDR 2: Peter Urban. (2002) — Quelle: Die Welt
Der Erfinder von Rockmusik im Radio — (…) So wie Klaus Wellershaus Radiomachen versteht, sind die Geräte Fenster, die man aufstößt, damit einem der frische Wind aller Klangwelten von San Francisco bis New York, von Seattle bis Düsseldorf um die Nase weht, auf dass die Proberäume und Grübelbuden (un-)ordentlich durchgelüftet werden. Sein Auswahlkriterium für Sendenswertes ist einfach im Sinne Oscar Wildes: nur das Beste. Klaus Wellershaus geht in den Ruhestand. Heinz Rudolf Kunze würdigt das Werk des NDR-Radiomanns: Einer wie Klaus Wellershaus – wie schief können Formulierungen sein. Es gibt keinen wie Klaus Wellershaus. Der Mann ist, und das ist sowohl numerisch als auch wertend gemeint, einzigartig. (…) – Heinz Rudolf Kunze würdigt das Werk des NDR-Radiomanns HRK · 2002 / Die Welt
Für die POETS-Macher war Klaus Wellershaus überhaupt «die Institution» ihrer jungen lebenshungrigen Lehrjahre. Im nördlich-germanischem Äther geschah etwas «Ungewöhnliches» – minimal beginnend, aber verlässlich steigernd zu «ungeahnten Radio-Glücksmomenten». Da hatte jemand den Nerv getroffen – intelligente Sendungen – zuweilen mit eingestreuten komplex-qualitativen Soundschnipseln. — Wir jungen sensitiven Gemüter erfreuten uns an seiner sanften Stimme, die doch unserem eigenen Wesen entsprungen schienen – fern ab von den «dumpftönenden teutschen Provinzialien».«never forget your inspirations – standard defining» M.K./T.S. / ©2021