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Der Markisenmann: DDR-Originalbestand aus den 70er-Jahren

29.08.2022NewsBerliner ZeitungChristian Seidl

Jan Weiler

Die Tochter lernt ihren Vater und ihr Land verstehen. Jan Weilers wunderbarer Coming-of-Age-Roman «Der Markisenmann» hat das Zeug zum modernen Klassiker. — Die schönen Musen wohnen hier nicht, die Welt des Markisenmannes ist eine fremde, bizarre und ganz und gar trostlose: «Fabrikgebäude aus braunen Ziegeln und schäbige, aber mit großzügigem Farbauftrag gestrichene flache Zweckbauten mit vergitterten Fenstern.» Es riecht nach Schrott und nach verbranntem Plastik, in brackigen, nie versiegenden Pfützen schimmert Benzin, und «im Umkreis von einem Kilometer gab es nichts als Schutt, Beton, Qualm, Gummi und zwei Pommesbuden». Gleich wird Schimanski um die Ecke biegen oder der Ritter Rost – so oder so, notiert die Erzählerin von Jan Weilers neuem Roman, «war es der deprimierendste Ort, den ich je gesehen hatte».

 

— Willkommen in Duisburg Ruhrort. Hier, in einer Lagerhalle, lebt Ronald Papen, Hausierer und Erfinder, «ein armer Schlucker», wie das Mädchen Kim, 15, feststellt, seine entfremdete Tochter, die zu ihrem Missvergnügen ihre Sommerferien bei ihm verbringen muss.

 
 

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