08.11.2021 – News – Tagesspiegel – Gregor Dotzauer — – Details
Nduduzo Makhathini
Faszinierender Jazz – Spiritueller Charismatiker. Nduduzo Makhathini im Betonsaal des Silent Green.
Eben noch Kairo, zuvor São Paulo, dazwischen New York und Amsterdam. Mal virtuell als Livestream, mal als vorproduziertes Video, mal leibhaftig nach Berlin importiert: Das Jazzfest schaltet sich im Stundentakt durch die Kulturen und Kontinente. Abgesehen davon, dass auch die pandemische Not die hybride Präsentation erzwingt, offenbart sich im schnellen Wechsel eine Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, die man als selbstverständliche Signatur des Zeitalters lesen kann wie als ästhetischen Gewaltmarsch. — Die Musik reagiert darauf, indem sie Brüche und Kontraste offen auskostet, indem sie sich ihr jeweiliges Pidgin zurechtknetet oder tatsächlich eine neue Sprache findet. Das Publikum im Silent Green, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche oder am heimischen Rechner muss anders mit dieser Simultaneitätserfahrung umgehen. Durch die festivalübliche Parallelität vieler Konzerte stellt sich ein zusätzliches Moment von Überforderung ein: Immer wieder drängt sich das leise Gefühl auf, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, weil das wirklich Wichtige womöglich nebenan geschieht.
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