24.05.2021 – Nachtmix – Bayern 2 – Judith Schnaubelt — – Details
Bob Dylan
Bob Dylan feiert heute 80. Geburtstag. Der Mann hat so viele unsterbliche Musik geschrieben, dass seine eigenen Songs gleich mehrere Kapitel des «Great American Songbooks» füllen. Aber Dylan hatte noch eine andere Seite. Er war nicht nur Komponist, sondern auch Fan und Musik-Archäologe. Er wollte uns immer auch seine Helden, seine musikalischen Vorbilder und Favoriten nahebringen. Es scheint ihm im Alter fast noch wichtiger, in «Murder Most Foul», einem seiner neuesten Songs listet er über 70 Songs und Künstler auf, die ihn inspiriert haben, eine heilige Schrift fast, diese Liste an Songs und Künstler, an Rebellen und Roots-Männer und Frauen, an Blueserinnen und Native Americans, an Huckleberrys, Hobos und Heroines. Künstler und Künstlerinen, die die große, mystische Erzählung America ausmachen, die sie weben – und die Bob Dylan im Bewusstsein der drohenden Niederlage verteidigt gegen das vulgäre Amerika von Trump und Turbokapitalismus: «Son, the age of the antichrist has just begun» raunt er …
Dylan selbst hat zur Magie von Songs ein paar sehr schöne Sätze aufgeschrieben für sein Buch «Chronicles»: «Songs über heruntergekommene Schmuggler, Mütter, die ihre eigenen Kinder ersäufen. Cadillacs, die auf 100 Kilometer 50 Liter schlucken. Überschwemmungen, Feuersbrünste im Gewerkschaftssaal.» Seine Songs waren mein Leitstern und mein Reiseführer zu einer anderen Wahrnehmung der Wirklichkeit, in ein anderes Land, in ein befreites Land. Der Musikhistoriker Greil Marcus sollte es 30 Jahre später die «Invisible Republic» nennen, das «unsichtbare Land.»
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