21.04.2025 – News – Tagesspiegel – Stephan-Andreas Casdorff — – Details
Papst Franziskus
Seit Wochen bangten die Katholiken weltweit um die Gesundheit ihres Papstes und beteten für ihn. Nun ist Franziskus im Alter von 88 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Er ist einzig. Er, der Papst. Der erste nichteuropäische Papst unter 266 seit Gregor III. im 8. Jahrhundert. Der erste Argentinier auf dem Stuhl Petri. Und, ganz besonders: der erste Jesuit als Papst. — So wird er schon mal in die Geschichte der sich als ewig verstehenden Kirche eingehen: Franziskus. Jetzt ist er gestorben. Am Ostermontag. Nur einen Tag, nachdem er vor Tausenden Menschen auf dem Petersplatz in Rom den Segen «Urbi et Orbi» spendete. Wer glaubt, wird sagen, er habe die irdische Hülle abgestreift. — Franziskus – ein Name als Programm. Jorge Mario Bergoglio hat ihn ausgewählt, als er der «Erwählte» wurde. Das war 2013. Es ist das erste Mal seit 1100 Jahren, dass ein Papst einen Namen trägt, den noch kein Papst vor ihm trug.
Das Signal war ihm wichtig: in Nachfolge des Franziskus von Assisi lebende Mahnung zu Bescheidenheit und für Zugewandtheit zu den Armen, den Bedrängten dieser Welt zu sein. — Der Nachfolger des zurückgetretenen Deutschen — Schon am zweiten Tag im Konklave stieg weißer Rauch auf. Habebunt papam, da hatten sie ihren Nachfolger des zurückgetretenen Deutschen Benedikt XVI., Joseph Ratzinger. Den Bergoglio, der damals vor Ratzinger Favorit gewesen war, und der danach mit ihm so sehr Überkreuz lag, dass manche schon dachten, Papst Benedikt werde ihn als Kardinal absetzen. — Er hatte Ratzinger, früher oberster Glaubenswächter, wie einem Inquisitor doktrinäres Verhalten vorgeworfen. Bergoglio fand, dass Benedikt die von Papst Johannes Paul II. in 20 Jahren sorgfältig aufgebaute Beziehung zum Islam in 20 Sekunden zerstöre. — Da stießen unterschiedliche Welten aufeinander. Die Welt der puren Gelehrsamkeit, der Blick aus deren Elfenbeinturm war Franziskus› Sache nicht. Und nicht die der verrätselten Sprache. — Bergoglio, viel an ihm ist einzig. Ein Migrant auf dem Stuhl Petri! Die Familie stammte ursprünglich aus Italien, wanderte aber nach Argentinien aus. Er hatte zugleich immer die italienische Staatsbürgerschaft. Sein ganzes Pontifikat stand auch unter diesem Leitstern: Franziskus besuchte demonstrativ die darbenden Flüchtlinge auf der Insel Lampedusa, widmete Zufluchtsuchenden aus aller Welt immer wieder warme und den Regierenden warnende Worte. Bis zuletzt.
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