Papst Franziskus ist tot

21.04.2025NewsSüddeutsche ZeitungMarc Beise —   –  Details

Papst Franziskus

Um 7.35 Uhr sei Jorge Mario Bergoglio «in das Haus des Vaters zurückgekehrt», teilt der Vatikan mit. Er wurde 88 Jahre alt. Anders als viele Vorgänger wird Franziskus wohl nicht im Petersdom bestattet. — Papst Franziskus beim Segen Urbi et Orbi am Ostersonntag im Vatikan. — Papst Franziskus ist tot. Das teilte der Vatikan am Montagmorgen mit. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche starb nach Angaben des Vatikans am Ostermontag im Alter von 88 Jahren. «Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt», hieß es in der Mitteilung. «Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet.» Franziskus stand länger als ein Jahrzehnt an der Spitze von etwa 1,4 Milliarden Katholiken in aller Welt. Zudem war er Bischof von Rom und Staatsoberhaupt des Vatikans. — Noch am Vortag hatte er den amerikanischen Vize-Präsidenten J. D. Vance bei einer kurzen, wenige Minuten langen Visite in seiner Wohnung im Gästehaus des Vatikans empfangen. Anschließend sprach er vom Balkon des Petersdoms in verkürzter Form und mit sehr schwacher Stimme den traditionellen Ostersegen Urbi et Orbi. Im offenen Papamobil ließ er sich danach zwischen den Zehntausenden Besuchern der Ostermesse über den Petersplatz fahren. Er wirkte schwach, aber interessiert. — Dem Papst war es ein großes Anliegen gewesen, an Ostern im Vatikan präsent zu sein, er hatte sich verschiedentlich kurz in den Petersdom bringen lassen, um «den Pilgern nahe zu sein», wie der Vatikan mitteilte. Er nahm auch an einigen Gottesdiensten zeitweise teil und schrieb Predigten, die verlesen wurden, sowie die Texte für die Kreuzgang-Zeremonie im Kolosseum am Freitag.

Der seit Langem gesundheitlich angeschlagene Franziskus war Anfang des Jahres für 38 Tage wegen diverser Infektionen im Krankenhaus. Sie mündeten in eine beidseitige Lungenentzündung, schon damals war er dem Tod nahe. Auf eigenen Wunsch und Anraten der Ärzte hin wurde er aus dem Krankenhaus entlassen, eine zweimonatige Ruhe sei unbedingt erforderlich. Der Papst nahm sich dann auch deutlich zurück, soll aber hin und wieder gearbeitet haben. Zuletzt hörte man aus dem Vatikan, dass die Genesung gut voranschreite. Sein Tod kam insofern für die Öffentlichkeit und wahrscheinlich auch für seine Mitarbeiter völlig unerwartet. — Der gebürtige Argentinier – mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio – war seit März 2013 im Amt. Damals wurde er nach dem überraschenden Rücktritt des deutschen Papstes Benedikt XVI. ebenso überraschend zum Nachfolger gewählt – als erster Nichteuropäer seit mehr als 1200 Jahren und als erster Lateinamerikaner überhaupt. — Zu Beginn seines Pontifikats gewannt Franziskus mit Demutsgesten die Sympathien vieler Gläubiger. Seine erste Reise führte ihn auf die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa, wo er den Blick auf das Schicksal der dort ankommenden Geflüchteten lenken wollte. Franziskus äußerte sich oft politisch, warnte vor sozialer Ungerechtigkeit, Armut und Klimawandel. Im Ukraine-Krieg bot er sich regelmäßig als Vermittler an. Seine letzte große Reise führte ihn nach Südostasien. — Franziskus hinterlässt eine Kirche im Umbruch, sein Erbe ist zwiespältig. In den zwölf Jahren seines Pontifikats bemühte er sich, die Kirche zu modernisieren. Er beförderte Frauen in die Vatikan-Hierarchie, wagte es allerdings wegen des heftigen Widerstandes konservativer Kreise nicht, auch die Weiheämter wie Diakon und Priester für Frauen zu öffnen.

Sein Vermächtnis ist die große Weltsynode, deren letzter Abschnitt im vergangenen Oktober in Rom stattgefunden hat. Dort wurden erstmals nicht nur Bischöfe vorgeladen, sondern auch Laien und Frauen einbezogen. Den Kritikern der katholischen Kirche auch in Deutschland gingen diese Reformen nicht weit genug, es gab viel Enttäuschung über Franziskus, von dem man sich mehr erwartet hatte. — Die Nachricht vom Tod des Papstes wurde in Rom und weltweit mit Bestürzung aufgenommen. Es gab zahlreiche Würdigungen aus allen Kreisen der Gesellschaften. Nach einer Trauerzeit soll das Konklave spätestens 20 Tage nach dem Tod des Papstes stattfinden: In der Sixtinischen Kapelle wird dann aus allen Kardinälen, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, ein neuer Papst gewählt.

Bestattung wohl nicht im Petersdom, sondern in Santa Maria Maggiore Bestattet wird Franziskus wohl noch in dieser Woche, vier bis sechs Tage nach seinem Tod. Anders als viele Vorgänger wird er voraussichtlich nicht im Petersdom seine letzte Ruhe finden, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore. Diesen Wunsch gab er kurz vor Weihnachten 2023 in einem TV-Interview bekannt. Später legte er in einer weitreichenden Aktualisierung der Begräbnisordnung für Päpste fest, dass künftig auch Bestattungen außerhalb der Mauern des Vatikans möglich sind. — Die Marienkirche aus dem fünften Jahrhundert gehörte schon zu Lebzeiten zu Franziskus› Lieblingsorten. Gleich nach seiner Wahl zum Papst im März 2013 begab er sich dorthin und schaute traditionell vor Reisen in der Basilika vorbei. In Santa Maria Maggiore gibt es bereits Gräber von sechs Päpsten. Zuletzt wurde dort 1669 Clemens IX. beigesetzt. Seither wurde es zur Gewohnheit, dass Päpste nach ihrem Tod im Petersdom oder in den darunter liegenden vatikanischen Grotten bestattet werden. — Spekuliert wird, dass Franziskus in einer Unterkapelle in der Nähe der von ihm so geliebten Marienikone seine letzte Ruhe finden wird. Dort ist eigentlich ein Grab für den spanischen Kardinal Santos Abril y Castelló vorgesehen, emeritierter Erzpriester von Santa Maria Maggiore. Der Spanier gilt jedoch als guter Freund von Franziskus und würde ihm den Platz wohl überlassen. —

 
 

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